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Zwei Autoren hören das „Postmoderne Rauschen“.

Nicht eine versuchte exakte Wissenschaftlichkeit ist das, was am Genre der Philosophie die meisten fasziniert, sondern ihr – Rauschen.

Den Ausdruck verbinden zwei junge Autoren sowohl mit der Bedeutung in der Physik, wo das Rauschen eine Störgröße meint, als auch mit dem Rausch als Zustand veränderter Wahrnehmung. Eine Assoziation mit der Störung von Konventionen und Normen, seien sie wissenschaftlicher oder politischer Art auf der einen und mit Körperlichkeit und Emotionen auf der anderen Seite, ist dabei durchaus erwünscht.

Damit wird versucht, der Postmoderne auch über ihren vermeintlichen Abschied in der Nach-Postmoderne hinaus und weit entfernt von einer unübersichtlichen Beliebigkeit, eine kreative Rolle in der neueren Denkgeschichte zuzuspielen.

Lebensschule Philosophie

Die Autoren sondieren kritisch über die Vernunft und ihre Gebrechen, ohne ihre Bedeutung zu verkennen und sie leichtfertig aufzugeben. Ähnliches geschieht mit der Demokratie und – in deutlich bestimmterer Form – mit den philosophischen Metaerzählungen, die sie – frei nach Lyotard – für gewaltfördernd halten. Werner Hanselitsch hat auch Ethnologie studiert und Thomas Gimesi ist ein Experte für Vietnam.

Daher kann es nicht überraschen, wenn der Horizont eines postmodernen Rauschens weit über jede eurozentrische Perspektive hinausweist. Diese Art von Philosophie besinnt sich eher auf das alte universale Erbe der Philosophie als Lebensschule und als Polisdenken.

Gepaart bleibt dies mit einem großen Interesse für die Geschichte der Philosophie, die unerlässlich ist, um unsere Herkunft zu verstehen. Wenn sich solch engagierte junge Philosophen zudem interdisziplinär in einem „Rationalpark“ tummeln, wo sich zahlreiche Auszüge aus laufenden Projekten sowie bereits veröffentlichte Beiträge finden ( www.rationalpark.com), braucht einem um die Vitalität der Geisteswissenschaften abseits komplizierter Legitimationsdiskurse nicht bange zu sein.

POSTMODERNES RAUSCHEN

Von Thomas Gimesi und Werner Hanselitsch

Lit-Verlag, Wien 2007

197 Seiten, brosch., € 19,90

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