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Daniel-Rops als Theologe

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Der im Zenith seines schöpferischen Werkes stehende Verfasser Henry Daniel-Rops, geboren 1901 in Epinal, Sohn eines französischen Offiziers, war ursprünglich Mittelschulprofessor für Geschichte und Geotjraphie. Erst in der Provinz tätig, wurde er später an das Lyzeum Pasteur in Neuilly berufen. Sehen sein Erstlingswerk „Notre Inquietude“ wurde preisgekrönt, und damit begann seine schriftstellerische Karriere. Er gab das Lehrpult auf, um sich ganz literarischen Arbeiten zu widmen. Sein „Jesus“ erhielt 1946 den großen Preis für Literatur der Academie Francaise. Er wurde in Frankreich zum Bestseller des Jahres und erlebte eine Auflage von über 200.000 Exemplaren. Mittlerweile erschien das Buch in neun Sprachen und liegt nun erstmals in deutscher Ausgabe vor. — Wollte man die Vorzüge dieses Werkes auf zwei Nenner bringen, so müßte man sagen, daß es ein sehr gescheit und sehr fromm geschriebenes Buch ist. Es ist kein „Erbauungsbuch“, sondern eine mit allem wissenschaftlichen Ernst verfaßte Biographie von Jesus. Der Verfasser beherrscht in erstaunlicher Weise die so umfangreiche Literatur auf exegetischem, historischem, archäologischem und religionsgeschichtlichen Gebiet. Sosehr man — und zwar in höchst angenehmer Weise — die

kritisch-rationale Art des romanischen Denkens erkennen muß, ebensosehr wird der Leser bald mit wahrer Genugtuung feststellen, daß dieses durchaus wissenschaftlich zu wertende Buch von einem bedeutenden Künstler geschrieben worden ist. Die Gestaltung des Ganzen und die ungemein anschauliche Darstellungsweise im einzelnen machen die Lektüre zu einer sehr erfreulichen und anziehenden. Das Schönste an diesem Buch aber ist, daß man bei der Lektüre in unaufdringlicher Weise von der Liebe des Schreibers zu Jesus mitgenommen wird. Man wird es an einen der ersten Plätze der leider noch nicht sehr reichen Bücherreihe: „Bibeltheologie“ stellen und muß hoffen, daß nicht nur die heute so zahlreichen interessierten Laien dieses Buch vor vielen andern zuerst lesen, sondern daß auch Priester in ihm einmal ein ungemein fruchtbares, auch — ja gerade — für die Predigt, Bibelstunde und für die Seelenführung sehr wertvolles Betrachtungsbuch finden. Wäre der Preis niedriger (62.50 Schilling sind doch für nicht wenige ein zweistelliger Prozentsatz ihres Monatseinkommens), dann hätte dieses Buch mit seiner unbestreitbaren Aufgabe die Chance, auch in deutscher Sprache ein Volksbuch mit einer hohen Auflage zu werden.

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