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Ein Kammermusical

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Endlich haben die Grazer Vereinigten Bühnen wieder einen Erfolg zu verbuchen: er kam ins (Schauspiel-) Haus dank Oscar Wilde, Hans Wei-gel, Paul Burkhard und einer Reihe von Grazer Künstlern. Der erste hatte vor rund 70 Jahren ein Lustspiel voller Bonmots über die „Wichtigkeit, Ernst zu sein“ geschrieben, der zweite wiederum hat dieses vor ein paar Jahren zum Opernlibretto adaptiert, damit es vom dritten, dem Schweizer „Feuerwerk“-Autor

(„O mein Papa“) in Musik gesetzt werde. Und die Grazer haben es nun zum erstenmal in Österreich aufgeführt.

Weigel und Burkhard wollten eine Oper für die Sänger und für das Publikum schreiben und kein Werk, das nur Fachleuten zugänglich ist. Das gelang ihnen glänzend, ohne daß sie dabei banal geworden wären. Waigels Texteinrichtung ist ein Meisterstück: der Rhythmus durchpulst sie, und die Musik braucht sozusagen nur noch hervorgeholt zu werden. Das besorgte Paul Burkhard mit viel Geschmack und Unkompliziert-heit. Seine Vertonung hat Humor, doch nicht so viel Witz wie der Text — aber gerade so viel, wie man von einem Schweizer erwarten darf. Sie parodiert und zitiert lustig drauflos, erinnert — absichtlich und unabsichtlich — an alles Mögliche, an Richard Strauss, an Menotti, an Weill und den jungen Kfenek, an Wolf-Ferrari und an Rossini. Kurzum, es ist ein richtiger Spaß. Zwei Nachteile sind allerdings nicht zu übersehen: einmal die Tatsache, daß ein gesungenes Bonmot nicht die Überraschungswirkung eines gesprochenen hat, und zum anderen, daß die ganze Komödie ganz einfach zu lang ist. Wenn Weigel und Burkhard sich entschließen könnten, einige kräftige Schnitte vorzunehmen, ein paar Szenen zu kürzen und das flaue Vorspiel zum dritten Akt zu streichen, könnte dieser „Bunbury“ zum Bestseller' avancieren.

Trotz der leichten Ermüdung folgte man amüsiert der österreichischen Erstaufführung, weil die Wiedergabe Animo, Tempo und flotte Beweglichkeit hatte: der Regisseur Rudolf Kautek löste den Wilde-Weigelschen Wortschwall stets in gefällige Bewegung auf, Gustav Czerny sorgte am Pult für Präzision, und Josef Bruns Dekorationen sind hübsch und verspielt wie Burkhards Musik. Den Sängern schien der Stil dieser Komödie sehr zu behagen; selten sah man sie so gelöst und degagiert, vor allem Valorie Goodall, Hilde Roser, Gottfried Hornik, Olga Voü und Mario Aich.

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