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Eine kriminalistische Leuchtkugel

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DER TOTE ONKEL. Ein Krlmlsterlum. Von Feter Marjrtnter. Langen-Muller-Verlar. München-Wien, 1967. 15 Seiten. S 78.-.

Peter Marginter, der sich und den wir bereits mit seinem ersten Roman „Der Baron und die Fische“, vorgestellt haben (Die Furche Nr. 49, 3. Dezember 1966), legt uns hier ein hoffnungsvoilles neues Werk vor und er läßt keinen Zweifel darüber, daß er seinen heiter-ernsten Weg weiter verfolgt. Schon der Untertitel „ein Krimisterium“ beweist, daß er sehr ernste Dinge auf sehr heitere Weise zu sagen bat. Ein Kriminalstück um den Tod eines Onkel, dessen mysteriöse Umstände einen Mord vermuten lassen.

In verspielt-skuriler Manier wird das ganze Netz der wahrscheinlichen

und unwahrscheinlichen Verwirrungen zur heiteren Persiflage gewoben. Kritik an der Gesellschaft und an sich selbst, an Künstlertum und Bürokratie, an Modem und Traditionen wird lachend und weinend, heiter und besinnlich, spaßhaft und makaber serviert. Plötzlich hält man im Lachen imme und wird gewahr, daß man vom gefiederten Pfeil getroffen wurde. Doch er verwundete nicht bösartig, sondern belebte wie eine Vitamäninjektton.

Witzige Einfälle und sich seihst ironisierende Tagebuchnotizen halten einander die Waage, bis schließlich der tolle wie glänzende Einfall

des sich in einem Kohlenwaggon versteckendem Onkels, um selber nicht zu wissen, wohin die Fahrt geht, und so seinem Mörder zu entgehen, wie eine Leuchtkugel platzt und dem kunstvoll geknüpften Knoten entwirrt. Besonders Künstler und Kunstkritiker sollten säch die heitere Besännung angelegen sein lassen. Hochgestochener Akademismus wird als „heilloses Durcheinander“ eines „sekundären Masturbantenchaos“ persifliert und urige Räusche gleichen „einem, der den nächsten Laternenpfahl Depißt“. Fast übersieht man über all den Spaßen die kultivierten Zucht der Sprache, doch säe ist, wie schon im ersten Werk, nicht „überlesbar“ und verleiht durch Satzbau, Wortwahl, Rhythmus dem Ganzen Schliff und Charme. Nicht umsonst kommt der Autor aus der Schule Güterslohs und Doderers. Auch hier ein sehr ernst betriebenes Spiel im heiteren Ablauf der Ereignisse.

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