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Humor und Menschlichkeit

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DIE ERLEUCHTUNG. Erzählungen. Von Eugen Andergassen. Oberösterreichischer Landesverlag, Ried im Innkreis. 136 Seiten.

Schon vor dem zweiten Weltkrieg hat sich der Vorarlberger Dichter Eugen Andergassen als Autor von Volksstücken und Bühnenfestspielen einen Namen gemacht. Nach Jahren des Grauens und Schreckens heimgekehrt, widmete sich Andergassen aufs neue seinem literarischen Schaffen. Er veröffentlichte Gedichte und Novellen sowie Märchenspiele, Essays und Hörspiele. 1960 wurde ihm der Kulturpreis des Landes Vorarlberg verliehen. Die vor kurzem unter dem Titel „Die Erleuchtung” erschienene Sammlung von Erzählungen erweist neuerlich, daß Andergassen nicht nur seinen Landsleuten — wie man zu sagen pf legt — „aufs Maul schaut”, sondern auch jedem Menschen, der seinen Weg kreuzt, ins Herz zu blicken vermag. Deshalb sind ihm auch die Leiden und Freuden der Armen und Verwaisten, der von Krieg und Krankheit Heimgesuchten so vertraut; darum kann er uns mit wenigen, aber dafür um so eindringlicheren Worten die Zerrissenheit und das Bangen Vereinsamter und Verlassener, jedoch auch deren aufsprießende Hoffnung und kindliche Freude über einen Sonnenstrahl dermaßen nahebiringen, daß wir selbst an allen Geschehnissen teilhaben und in diesen geplagten und verfolgten Mitmenschen unsere Brüder und Schwestern erkennen. Innige Liebe, die im Geist des Tatchristentums das tiefste Dunkel erhellt, und ein urwüchsiger, in einem lauteren Gemüt wurzelnder Humor, der, derb zupackend, Angst und Verzweiflung abzuwürgen vermag, das sind die Leitsterne, die, Trost spendend, über Abgründen leuchten. Nicht nur in der Titelerzählung „Die Erleuchtung”, die eine pfingstliche Heimkehr schildert, sondern auch in anderen Geschichten — genannt seien „Gefreiter Krampus”, die Weihnachtserzählung „Das Licht in der Höhle” und „Eine Ostererinnerung” — berichtet der Dichter von ergreifenden Kriegserlebnissen. Sterminger bringen ihre Botschaft in ein entlegenes Gehöft, da wird Mutterschaft „Die Freude der Magd Angela”. „Die Zwillingsdichter” und „Die Geschichte vom verliebten Sepple” erfreuen durch schwungvoll übermütige Heiterkeit sowie durch klar umrissene Zeichnung der Charaktere Herz und Gemüt der Leser.

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