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Mütterchen Rußland

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Experiment am Lichtenwerd: Eigentlich hieß er Schalom Rabino- witsch, wurde 1859 in der Ukraine geboren und starb 1916 in New York. Sein literarisches Pseudonym „Schülern Alejchem“ bedeutet „Friede sei mit euch“. Nach diesem Motto schien er auch über seine Mitmenschen, die großen und kleinen, meist aber ganz kleinen russischen Juden um sich zu schreiben. Er porträtierte sie mit einem Lächeln, er führte sie mit ihren Nöten und Schwächen vor, aber er karikierte iicht und verletzte niemanden. — Herbert Lederer stellte sich aus den Romanen „Tewje, der Milchmann“ und „Menachem Mendel, der Spekulant“ sowie der Erzählung „Unterwegs nach Heißin“ des bedeutenden jiddischen Epikers sein neues Programm zusammen. Es heißt „Tewje, der Milchmann“ und gehört zum Besten, was Lederer je gemacht hat. Und das ist bekanntlich nicht wenig. Alles begibt sich vollkommen: die Zusammenstellung, das szenische Arrangement, die Darstellung. Lederer hat seine Mittel reduziert und an Intensität gewonnen. Diesem Ereignis am Lichtenwerd ist momentan in Wien kaum Gleichrangiges entgegenzusetzen.

Tribüne: „Leutnant... nant...

Haben Sie?“ Wenn das Jawohl ertönt, ist das Unglück passiert, ist durch einen Schreibfehler ein Leutnant geboren, der durch die Unterschrift des Zaren zu widerspenstigem Leben erwacht und unter lautem Gewieher des Amtsschimmels zum Major aufsteigt. Dieser „Leutnant Nant“ von Pierre Gripari wurde nach einer wahren Begebenheit geschrieben, wenn auch die Handlung „in einem märchenhaften Rußland“ spielt, und ist ein harmloses, ganz gut gebautes Stück. — Die Aufführung unter der Regie Oskar Willners hat Format. Er läßt das Ganze abschnurren wie eine Lokalposse und von einem guten Ensemble (besonders Erwin Höfler und Georg Corten) handfestes komödiantisches Theater machen. Erich Zechmeister und Traude Irwtz (Kostüme) unter stützen ihn bei diesem für den größten Teil des Publikums sehr amüsanten Unternehmen.

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