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Physiker' in Salzburg

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„Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt haben sich nachdem sie in der ganzen Welt Aufsehen erregt haben, nun auch dem Salzburger Publikum gestellt. In einer handfesten Inszenierung wurden sie von Fritz Herterich auf die Bühne des Landestheaters gebracht und zu einem bemerkenswerten Erfolg geführt. Diese schwarze Farce, vom Autor euphemistisch Komödie genannt, will für einen als Kriminalreißer getarnten Appell an das Gewissen der Menschheit gehalten werden. Angesichts der eisigen Freude, mit der Dürrenmatt die Spezies bloßstellt, sie in Unmenschen und Schwachsinnige einteilt und ihre Erbärmlichkeit genießt, glaubt man nicht recht, daß ihm die Vorstellung von ihrer Selbstvernichtung Pein bereitet. Wie er uns das Geschlecht in den Personen des Dramas vor Augen führt, empfiehlt es sich geradezu zur Ausrottung. Dürrenmatts Verfahren, mit filmischen Gags, sarkastischen Apercus und überraschenden Wendungen die Zuseher zu frappieren, ist des ungeheuren Gegenstandes unwürdig, und anstatt der Erschütterung über die Menschheitsbedrohung durch Machtwahn und die Hybris des Intellekts empfangen sie ein makabres Amüsement.

Der Welterfolg des Stückes beruht neben seiner sensationsträchtigen Aktualität auf den großartigen Möglichkeiten für die Schauspieler. In Salzburg konnten sie zu einem Gutteil genützt werden. Die drei in einem Sanatorium internierten Physiker sind hier gewiß nicht besser zu besetzen. Glänzend in Ausdruck und Maske war Albrecht Goetze als Er-nesti-Einstein; in der Rolle des Beutler-Newton bewährte sich die breite Vitalität Ernst Soeldens, und Siegfried Fetscher (Möbius) vermochte das seiner Rolle vom Autor zugedachte Maß menschlicher Teilnahme zu gewinnen. Die zentrale Figur der Irrenärztin von Zahnd fand in Isolde Stiegler eine gescheite und glaubhafte Interpretin. Das Bühnenbild war eine Leihgabe aus Linz. Eher eine freundliche Aufbah-rungshalle als ein Sanatorium. Dieses Schwarz-Silber fände bei den Farbpsychologen gewiß keine Gnade.

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