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Über Wittgenstein soll man sprechen

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Gerald Schmickls erster Roman karikiert den wissenschaftlichen Betrieb am philosophischen Institut. Ein Schlüsselroman, der Rätsel aufgibt.

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Gerald Schmickls erster Roman karikiert den wissenschaftlichen Betrieb am philosophischen Institut. Ein Schlüsselroman, der Rätsel aufgibt.

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Eines sei gleich vorwegge-nommen, der schon inflationär zitierte Satz des Philosophen: „Worüber man nicht sprechen kann, soll man schweigen“, hat für Gerald Schmickl keine Bedeutung, denn er ist mit seiner pointierten Art des Erzählens über jedes Tabu erhaben. So läßt er seinen Protagonisten nicht nur die Hose öffnen oder seine Umwelt als Stinkbombe zurechtweisen, sondern darüberhin-aus ebenso durch seinen Wortwitz brüskieren.

Fabian Kelch heißt dieser Held, und für ihn ist dieser Terminus im wahrsten Wortsinne legitim, denn er ist der Held seiner eigenen Worte und Ideen. Sein Studium finanziert sich Kelch, fast schon seinem Namen gerecht, mit dem Ausschenken von Getränken in einem Wiener Szenelokal. Als Fabian im Wittgenstein-Seminar des Professor Weiss, der bekannt für seine Neigungen zum eigenen Geschlecht ist, den Inhalt seiner Hose einer Studentin präsentiert und derselbe Professor am nächsten Tag ermordet aufgefunden wird, steht unser Held im Zentrum der Verdächtigten. Kurze Zeit darauf verschwindet auch der Nachfolger von Weiss.

Neben dem universitären Betrieb kommt auch die Polizei bei Schmickls Karikatur nicht zu kurz: denn die Herren Inspektoren wollen die Sprache der Akademiker nicht verstehen: „Diese Fremdwörter gehören allesamt verboten, wenn es nach ihm (dem Inspektor Schuringl) ginge, mit Strafen geahndet: jedes Fremdwort ein Stromstoß“.

In diesem Roman, der sich über angenehm lesbare 182 Seiten erstreckt, bleibt aber auch die Wittgensteinforschung nicht unerwähnt, die per se schon durch

ihren unfaßlichen Umfang eine Anti-These zur Philosophie dieses Philosophen bildet.

Alles, was der Fall ist oder sein könnte, spielt der Autor in seinem gelungen Debutroman durch, den er den Leser nicht weglegen lassen will, bis endlich auch der letzte Zweifel über den Täter geklärt ist.

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