Utopie 21984
Das Zeichen des Hundes. Von Jean Hougron. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien-Hamburg, 255 Sei- ten. Preis 79 S.
Das Zeichen des Hundes. Von Jean Hougron. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien-Hamburg, 255 Sei- ten. Preis 79 S.
Ach; leider eine Utopie! — mag ein imaginärer Leser, der Jean Hougron als Autor vieler Indochinaromane kennt und schätzt, nach der Lektüre der ersten Seiten dieses Buches denken und es zur Seite legen, wenn er nicht auch ein Liebhaber von Zukunftsromanen ist.
Der Rezensent jedoch liest weiter und erfährt, daß sich die Regierung des fernen Planeten Sirkomia im „Jahre Schnee“ der Kontrolle der mächtigen Weltraumkonföderation entziehen will. Er begleitet im Geiste einen Kontrollor, der mit allen Vollmachten ausgestattet ist, zu diesem Planeten und stellt fest, daß ohnedies alles in Ordnung zu sein scheint, bemerkt jedoch nur wenig später, daß dem bei weitem nicht so ist. Denn die Bewohner Sirkomias sind die Sklaven eines Terrorregimes, das seinesgleichen sucht. Mit dem Kommen des Kontrollors sind aber die Tage dieses Regimes gezählt; nach manchen Abenteuern
wird es gestürzt; die Sirkomianer sind wieder frei und — wenn sie nicht gestorben sind ..wäre man beinahe versucht zu sagen.
Das kann nicht alles sein! Und das 1st es auch nicht, denn hinter dieser Dutzendstory verbirgt sich die Absicht des Autors, Wesenszüge unserer Zeit durch Projektion auf ein sehr fernes Raum-Zeit-Gebilde in besonders grellem Licht darzustellen, so vor allem die Tatsache, daß eine Diktatur ohne die Angst des Volkes vor wirklichen oder durch eine geschickte Propaganda vorgetäuschten Gefahren nicht bestehen kann. Aber das wurde besser schon in „1984“ gezeigt, wozu dann also „21984“?
Und eine weitere Frage sei dem Rezensenten — bei voller Anerkennung des Vorsatzes, Wesenszüge unseres Jahrhunderts darstellen zu wollen — zum Abschluß noch gestattet: Muß es immer eine Utopie sein?