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Verfremdungen

19451960198020002020

VERFREMDUNGEN II. Von Ernst Bloch. Suhrkamp-Verlas, Frankfurt am Main, 1964, 205 Selten. Preis 5.80 DM.

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VERFREMDUNGEN II. Von Ernst Bloch. Suhrkamp-Verlas, Frankfurt am Main, 1964, 205 Selten. Preis 5.80 DM.

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Wo Sinnlichkeit heute ist, quält sie sich eben erst heraus: widerwillig und spröde ist die von der Wortformel beschworene Anschaulichkeit. Bloch schreibt satzbildhaft: Hieroglyphen, eingegraben in die Unvordenklichkeit unserer Zukunft. Sehr viel Landschaft in Verfremdungen II, ihr je enger oder weiter Raum, durchzogen von den Kehren innerer Distanz. Durchaus bewahrend und beharrend bleibt Bloch dem Maß einer Bildungswelt verpflichtet: was nirgendwo mehr seinen Ort hat, auch das ist bei ihm utopisch. Der Marktplatz und seine Umtriebe finden nur trübe Blicke, die politische Fracht der Zeit wird eher doktrinär-dozierend als lehrreich, eher ideal-wunschbestimmt als einfallsreich abgehandelt. Nicht nur der unbefangen Umdenkende ist ahnungsvoll; oft ist Exaktheit die bessere Äquivokation. In Verfremdungen drängt die Nähe des anderen, vom Vereinzelten des Ich abzustehen, im anderen und durch es zu sich zu kommen. Allzu leicht freilich hätten sich so die Gegensätze gefunden, allzu gründlich human sich vereinigt, so als käme nur Eigenes zu Eigenem, nicht auch Fremdes zu Fremdem. Jener irdisch nicht auflösbare Rest des Unversöhnten in der Einheit, des Gegensätzlichen im Versöhnten und des Widersinnigen im sinnvoll Vermittelten wird ans blindwütige Schicksal abgetreten, sofern schöndenke-rische Praxis die vielfach durchbrochene Unverfügbarkeit im Vollzug zwar bewährt, im Resultat aber eskamotiert. Der dialektische Katheder ist nicht so fest gefügt, daß nicht der schwächste Wurm ihn durchlöchern könnte.

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