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Wozu der Lärm?

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Ateliertheater: Das in österreichischer Erstaufführung herausgebrachte Stück „Beute“ von dem 27jährigen Engländer Joe Orton nennt sich Kriminalgroteske: Die richtige Bezeichnung für einen Jux, mager an Einfällen, konventionell (bis auf die hier weniger wie in „Seid nett zu Mr. Sloane“ ins Gewicht fallenden Geschmacklosigkeiten) und ohne nennenswerten formalen Qualitäten, aber mit einigem groteskem Witz und einem pointierten, zum Teil gekonnten Dialpg — im Ganzen nicht gerade schlecht, aber weit davon entfernt, gut und eines größeren Aufhebens wert zu sein. — Die Aufführung unter der Regie von Stavros Dou-fexis hingegen hatte Format. Er versuchte nicht, dem Stück Pseudotiefe oder Hintergründigkeit zu geben, die es nicht haben kann, ohne lächerlich zu werden, sondern inszenierte farcenhaft, verzerrt, mit viel Tempo und brachte so (von beachtlichen schauspielerischen Leistungen und dem sehr brauchbaren Bühnenbild von Adolf Smalix unterstützt) das halblustige Werkchen gut über die Runden...

PS“: Ärgerlich allerdings ist das Gerede im Programmheft. Hurtig hat der Verfasser zwar die „Beute“ verpackt, sortiert und der „proletarischen Welle“ zugeteilt, zwar hat er schnell erkannt, daß Örton von der dramatischen Form her nichts Neues bietet, hat geschwind erklärt, mit schwarzem Humor allein sei es nicht getan und verbreitet auch sonst allerlei* Unlogik und schlechtes Deutsch, was aber an dem gezeigten Stück besonders aufregend sein soll, verrät er leider nicht. Er mag sich trösten: er ist nicht der einzige.

Gleichfalls im Ateidertheater fanden die Brecht-Leseaibende mit der Lyrik der mittleren Jahre ihre Fortsetzung. Estelle Schmid, Bernt Burchhart und Frank hester brachten zwischen 1933 und 1945 entstandene Gedichte und Songs. Die Feierlichkeit mit der sie zelebriert wurden, erschwerte einen echten Kontakt mit dem Publikum. Darüber konnte allerdings die hervorragende Auswahl und Zusammenstellung von Ruediger Engerth hinwegtrösten, der auch die guten Zwischentexte zu dieser mehr als chaotischen, künstlerisch äußerst fruchtbaren Periode verfaßte.

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