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Zu ebener Erde und im Zeppelin

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Ein treffsicherer Ausdruck für den Stil der kultur- und lokalgeschichtlichen Bücher von Fred Hennings, der Bestseller des Herold- Verlages, muß noch gefunden werden. Essays ist zu schwer, Plaudereien zu leicht — schon wegen des emsigen Quellenstudiums.

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Ein treffsicherer Ausdruck für den Stil der kultur- und lokalgeschichtlichen Bücher von Fred Hennings, der Bestseller des Herold- Verlages, muß noch gefunden werden. Essays ist zu schwer, Plaudereien zu leicht — schon wegen des emsigen Quellenstudiums.

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Das gilt auch für die neue Publikation: „Solange er lebt Nehmt meine Herrlichkeit und Würde hin“ (105 Seiten mit zahlreichen Bildern S 98.—). Ein hintergründiger Titel für das Triptychon: das 55jährige (!) Hadem um den Bau des Städtischen Museums, das tragische Leben und Schaffen von Wilhelm Kreß und die Prä- hlstorie der österreichischen Aviatik und schließlich das Requiem 1910: der Tod Luegers am 10. März und des Burgtheaterfürsten Kainz am 20. September desselben Jahres. — Mit anzüglichem Blick auf unseren derzeitigen genialen Sauhaufen auf dem Karlsplatz und heimlichem Schmunzeln liest man Kapitel I, das „Duell“ Otto Wagners und Friedrich Schachners um die linke Flanke der Karlskirche, Luegers Gram über die Intrigen ringsum und schließlich die „Endlösung“ des Städtischen Museums 1953 bis 1959, das 1898 ein Denkmal für das 50jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs hätte werden sollen. — Kapitel II: „In der Luft, in der Luft “ Im Grunde ist das Schicksal von Kreß und seinen Nachfolgern gar nicht so heiter wie der Refrain des bekannten Fliegermarsches, eher ein trauriger Schnörkel zur alten Weisheit „Kein Prophet im Vaterland“. Übrigens: In die trotzdem sehr ehrenvolle, hier liebevoll aufgeblätterte Urgeschichte der österreichischen Fliegerei hätte sich vielleicht noch die denkwürdige Semmering-Überfliegufig durch Nietner einfügen lassen (auch an ein tollkühnes Notlandungsmanöver von Oberleutnant Bier auf einem Acker beim Schw-anhof in Neunkirchen erinnert sich der Rezensent). — Kapitel III nimmt aus dem Buchuntertitel das klassische Zitat über die Hingabe von Herrlichkeit und Würde auf und läßt uns tiefergriffen die letzten Tage des fast erblindeten Luegers und die fast überirdische Verklärung des krebskranken Josef Kainz miiter- leben. — So schließt das Buch wohl ernst, aber nicht mit dies irae, dies illa, sondern mit einer Rede vor dem Denkmal Kainz’, die die Dauer des schöpferischen Geistes preist, „wo und wie er auch auf Erden sich zeigen mag“.

NEHMT MEINE HERRLICHKEIT UND WÜRDE HIN von Fred Hennings. Verlag Herold, Wien - München, 10!’; Seiten, S 98.—.

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