Werbung
Werbung
Werbung

Marielies Blaskovich' Roman "Flügelschlag" fängt spannend an, wird aber leider klischeehaft.

Der zweite Roman der im heurigen Frühjahr verstorbenen Schauspielerin und Schriftstellerin Marielies Blaskovich kleidet sich passenderweise ganz in Rot, denn dass diese Geschichte einer fatalen Obsession nur im Blutrausch enden kann, wird schon nach den ersten Zeilen klar.

Vom Klappentext sollte man sich übrigens nicht in die Irre leiten lassen: Weder wird "die Frage nach dem Zusammenhang von Monotheismus und Gewalt neu gestellt" (und schon gar nicht beantwortet), noch der "Sehnsucht nach einer sanfter organisierten Welt" Ausdruck verliehen ...

Zwölf Apostel

Odoaker von M. stammt aus altem Adel, ist der Letzte seines Geschlechts und schleppt sich träge durch ein falsches Jahrhundert (das 19. entspräche ihm eher). Früher hat er als Journalist gearbeitet, aber seit seiner Scheidung lebt er von der finanziellen Unterstützung durch seine Mutter und vom Verkauf der letzten wertvollen Gemälde. Er lebt mit seinen nach den zwölf Aposteln benannten Hasen in der Wachau, ergeht sich in Kunst- und Naturbetrachtungen und säuft sich sein "erschöpftes Dasein" erträglich.

Als ihm bei einer Performance der Aktionskünstlerin Hanna (Schülerin und Kurzzeitgeliebte eines bekannten Orgien-Mysterien-Gurus) in der Kirche von Spitz eine Apostelstatue auf den Kopf fällt, hört er zum ersten Mal ein "heiser faunisches Lachen" und das Flügelrauschen seines Schicksalsvogels, das ihn von nun an begleiten wird. Es kommt, wie es kommen muss: bald schon findet sich Odoaker in einer von Abhängigkeit geprägten Beziehung zu Hanna, in der sich Faszination und Abstoßung die Waage halten. Das geht nun eine Weile gut, endlich ist etwas Bewegung in Odoakers Leben gekommen.

Als er sich aber in ein junges Mädchen verliebt und Hanna verlässt, kommt es zur Katastrophe - und leider fällt der Roman ab diesem Punkt auch ziemlich ab. Zum einen wird nicht wirklich klar, ob Hanna nun einfach zur rachsüchtigen Medea mutiert oder ob alles einer von ihr penibel geplanten Partitur folgt.

Unverständlich ist aber vor allem Odoakers Lethargie angesichts des "Märtyrertodes" seiner Hasen. Ist man von der Steinigung des Matthias noch ehrlich schockiert, schüttelt man bei Andreas am Kreuz schon unwillig den Kopf ... und dann kommen noch zehn! (Dass Odoakers Mutter en passant einem gewalttätigen "Häfenpoeten" zum Opfer fällt, erscheint da schon als Marginalie.)

Blutiges Finale

Doch selbst im rauschhaft-blutigen Finale bleibt Odoaker fremdbestimmt, ein Geschöpf Hannas, die ihn zuruft: "Du mußt töten, denn du bist von meiner Art!" - Doch da hat man das Interesse an Odoakers Menschwerdung im Augenblick der Tat und Hannas "Erlösung" schon längst verloren.

Trotz spannendem Einstieg und sprachlich durchaus fesselnden Passagen in Summe leider klischeehaft und enttäuschend, woran auch das schlampige Lektorat Schuld trägt.

flügelschlag

Roman von Marielies Blaskovich

Verlag Der Apfel, Wien 2004

128 Seiten, geb., e 19,80

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung