Im Vorstadt-Drama "Little Children" beleuchtet Regisseur Todd Field scheinbar idyllisches Kleinstadtleben.
Zwischen die scheinbare Ereignislosigkeit im beschaulichen Vorstadtleben mischen sich Störfaktoren: Ein dereinst als Pädophiler Verurteilter wird aus der Haft entlassen und zieht mitten in diese Vorstadt, wo es besonders viele Familien mit Kleinkindern gibt. Das regt den Unmut der um ihre Kinder besorgten Anrainer. Und es gibt Einzelne, die selbst an einer Schuld aus ihrer Vergangenheit nagen, und dem "Perversen" besonders drastisch zuleibe rücken.
Doch das ist nur das äußerlich Sichtbare. Tief drinnen, im Vorstadtmorast der Libido, brodelt es gewaltig: Die junge Mutter Sarah (Kate Winslet, für diese Rolle oscarnominiert) hasst die lästernden Klatschtanten am Kinderspielplatz. Stattdessen fällt ihre Aufmerksamkeit auf Brad (Patrick Wilson), dessen hübsche Frau das Geld verdient, während er das gemeinsame Kind hütet. So ungewöhnlich wie dieser Umstand in einer Kleinstadt anmutet, so ungewöhnlich ist auch die Affäre, die sich zwischen Sarah und Brad entspinnt. Bei gemeinsamen Nachmittagen im Freibad werden ihre Kinder zu Freunden, nachts schwitzen sie beim wenig zaghaften Sex Lust und Ehefrust aus sich heraus: Brad fühlt sich neben der geldverdienenden Gattin minderwertig, Sarah ertappt ihren Mann, wie er seinem Hang zu perversen Internet-Fotos frönt.
Fremdgehen als Ausweg aus Alltagstristesse, Minderwertigkeitskomplexen und unterdrückten Phantasien unserer amoralischen Gesellschaft: das sind die Leitthemen von Little Children. Die titelgebenden Kinder sind letztlich die Leidtragenden all dessen, was ihre Eltern anstellen. Treffend skizziert Todd Field das kleinstädtische Leben. Die engen Bilder lassen den Figuren auch dann kaum Raum zum Atmen, wenn die scheinbare Erfüllung ihrer Träume greifbar ist. Denn, so Field: Der Lebensraum ist selbst in einer freien Gesellschaft ein begrenzter Platz.
LITTLE CHILDREN
USA 2006, Regie: Todd Field
Mit: Kate Winslet, Patrick Wilson, Jenniffer Connelly,
Verleih: Warner Bros. 130 min
