Besser nie als (so) spät

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"Wie cool", erklärt die siebenjährige Tochter, als sie hört, dass ihre deutlich ältere und somit deutlich weniger der Zielgruppe angehörende Mutter sich bis halb elf Uhr nachts den Kiddy-Contest für die Furche ansehen soll. Sie beschließt, sich dazuzusetzen. Ins Bett gehen? "Sicher nicht, Mama!" Und weil letztere den restlichen Themenschwerpunkt Kinder im ORF erfolgreich ignoriert hat, hat sie keine Ahnung, wie sie ihre Tochter nun dazu bewegen soll, zur üblichen Zeit schlafen zu gehen.

Also gut, ausnahmsweise - dann sehen eben zwei TV-Kritikerinnen den neun-bis 13-jährigen Kindern dabei zu, wie sie mehr oder weniger originelle Versionen aktueller Hits singen und sich dabei benehmen, als wären sie zehn Jahre älter. "Mama, da mach' ich auch mal mit", heißt es plötzlich. Na toll.

Schade nur, dass die Siebenjährige die TV-Kritik nicht allein übernehmen kann. Für erwachsene Augen und Ohren ist der Kiddy-Contest trotz der eher bedenklichen Austragungszeit nämlich eindeutig nicht gemacht. Nur wenn die Tontechniker im selben Alter wie die singenden Kinder sind, sei ihnen die Tonqualität verziehen. Oder sollten tatsächlich sämtliche Gesangstalente Probleme mit ihren Polypen haben? Mindestens genauso gut die Texte: "Wir sind die Krachmacher, die Krach-, Krachmacher". Muss man sich das wirklich antun? Ja - Furche-Auftrag. Also durchhalten.

Die Zielgruppenvertreterin vor dem Fernseher ist begeistert. Die Mutter genervt. Kann man solche Sendungen nicht zu einer Zeit ausstrahlen, zu der anno dazumal "Am Dam Des" angesagt war? Dann hätte die Junior-TV-Kritikerin vielleicht bis zum Schluss durchgehalten und die Kür der Siegerin nicht verschlafen. So hat sie das Ende versäumt. Verpasst hat sie dabei nichts, auch wenn sie das anders sieht…

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