Werbung
Werbung
Werbung

Zuerst erschlich sich der frühpensionierte Polit-Sonnyboy das Du-Wort des darob etwas verstörten Helmut Zilk. Den Rest der Sendung mühte sich Karl-Heinz Grasser, jede kritische Bemerkung zu seiner Person mit der Gelassenheit des Südseeurlaubers abzutun. Sein offenes Hemd sollte Entspannung suggerieren und auch ein bisschen Playboy. Doch wer Grasser reden hörte, wusste, dass es mit dem lockeren Auftritt des Ex-Ministers gar nicht weit her ist: Über Privates sprach er kaum. Eher übers Geschäft. Über "Unternehmen", über "Bilanzen", über "Haushalte". Grasser verwendete diese Vo-kabel auch, wenn er von seiner Familie, seiner Kindheit und Jugend sprach. Womöglich spielte dieser Volkswirt schon in der Wiege mit dem Rechenschieber.

Dank des Du-Worts war es Grasser ein Leichtes, sich ständig mit Zilk zu vergleichen. "Du warst ja auch ein Polit-Quereinsteiger. Du bist ja auch aus einem anderen Metier gekommen. Du hast ja auch die Dagi Koller gefunden - eine schillernde Person, so wie meine Fiona." Bei soviel Kumpanei konnte einem schlecht werden. Helmut Zilk sah jedenfalls gar nicht gut aus. Er wusste: Diese Sendung würde nur zum Erfolg, weil es die 50. war.

Sonst präsentierte sich Grasser als aalglatter Medien-Profi, der jede seiner Aussagen in den typischen, noch von Haider geprägten Polit-Jargon kleidete. Haider ist für Grasser übrigens nicht nur ein Ziehvater gewesen, sondern "neben Kreisky und Schüssel eines der größten politischen Talente der 2. Republik".

Darüber ließe sich streiten. Nicht streiten lässt sich über Grassers Liebesleben. Der immer noch burschikos Wirkende war verheiratet, dann verlobt, bis er in der "schillernden" Fiona seine große Liebe fand. Der eiskalte Rechner als Filou? Ist Grasser, dem Sendungstitel gemäß, also vielleicht doch ein Lebenskünstler? Was wird nun aus der Politik, wenn Dandys wie dieser lieber woanders ihr Geld verdienen? Matthias Greuling

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung