Der ORF sucht einen Stern

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Michael Kraßnitzer malte in seinem Abgesang "Addio Starmania" am 29. Jänner 2004 in der FURCHE das Ende der Castingshows an die Wand. Er sollte nicht Recht behalten.

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Michael Kraßnitzer malte in seinem Abgesang "Addio Starmania" am 29. Jänner 2004 in der FURCHE das Ende der Castingshows an die Wand. Er sollte nicht Recht behalten.

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Am vergangenen Freitag ging die Popstar-Suche Marke Starmania in die dritte Runde, wenn auch mit einem knapp dreijährigen Interregnum. Ein aufmerksamer TV-Konsument könnte sich zunächst fragen, was "Mania" bedeutet. Es ist der Name einer römischen Todesgöttin und steht für "die Gute". Das geht ja noch. Übersetzt man das englische Wort "mania" ins Deutsche, kommen wir der ORF-Realität schon näher, denn es bedeutet Raserei oder Wahnsinn. Und genau das trifft es wohl am besten.

Wer saß außer mir noch rasend vor dem Bildschirm, als Arabella Kiesbauer Kandidat Johnny fragte, wie er eigentlich zu seinem österreichischen Pass kommt. Glaubt der ORF allen Ernstes, man müsse den Zusehern erklären, wie es denn möglich sein kann, dass ein Schwarzer - oh welche Frechheit - einen österreichischen Pass sein Eigen nennen darf! Gut, vielleicht hat Arabella ihre Frage falsch gestellt, denn Johnnys Lebensweg ist wirklich interessant, wie er mit jamaikanischen und äthiopischen Wurzeln über Zwischenstopps in Wien und Budapest schlussendlich in Kärnten gelandet ist. Aber gerade einem Profi wie Frau Kiesbauer sollte eine Frage, die man rassistisch auslegen kann, nicht aus dem Mund rutschen.

Interessant ist auch, dass fast alle Kandidaten in den Sekunden, in denen sie sich selbst vorstellen durften, ihre Familien als das mitunter Wichtigste in ihrem Leben bezeichneten. Wollen wir wirklich, dass Österreichs Jugend sich ihre erzkonservativen Kollegen im Fernsehen ansehen, wie sie für ein bisschen Ruhm wochenlang verheizt werden?

Wenn ja dann: Gute Nacht, und viel Glück Österreich.

Der Autor ist Ressortleiter für Wirtschaft und Umwelt.

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