Der Tanz um die Quote

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"Warum so einsam? Warum schließt du dich vom Tanze aus?" lässt Arthur Schnitzler in der "Traumnovelle" fragen. Die Hauptfigur Fridolin antwortet darauf nicht. Eine ähnliche Szene spielte sich letzten Freitag in der österreichischen Version 2.0 der BBC-Tanzshow Strictly Come Dancing ab. Der ehemalige Skisprung-Weitenjäger Andreas Goldberger stellte nach seiner Einlage die rhetorische Frage: "Schaut das irgendwie nach Tanzen aus?" Eine Antwort blieben ihm die Wertungsrichter schuldig, und so fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: "Die Leut' wollen ja was zum Lachen haben."

Herr Goldberger hat Recht: Freitag abends möchte der Zuseher kurzweilig unterhalten werden. An die anderthalb Millionen Zuseher brachten dem orf eine satte Quote.

Warum aber dieser Erfolg? Als Fernseh-Tanzschule ist Dancing Stars so ungeeignet wie der Versuch, Gerichte von Frisch gekocht ist halb gewonnen nachzukochen. Auch scheint es nur vordergründig eine Mixtur aus der Neugier an Prominenten und der Sehnsucht nach einer undefinierten Walzerseligkeit zu sein. Vielmehr steckt hinter Dancing Stars aber ein vom ORF produzierter Hype. Eine penetrant erzeugte künstliche Wichtigkeit, die das Produkt so nicht verdient. Es muss nicht jede Woche Opernball sein.

Vielleicht schafft es der ORF aber, den bei Dancing Stars gezeigten Ehrgeiz der Mitwirkenden und Sendeverantwortlichen in den Bereich des so genannten öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags hinüberzuretten, inklusive Sendezeit.

Andernfalls wird man in Zeiten von Politainment und Mediokratie wohl Spitzenpolitiker singen, tanzen und mit einem Taxi um die Wette fahren lassen, kommentiert von Armin Assinger. Auch wenn die Wahlbeteiligung nicht steigen sollte, die Einschaltquoten würden es bestimmt.

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