"Fate Ignoranti" wirft einen komödiantischen Blick auf die Moral.
Die Trauer ist etwas, was im italienischen Kino selten lang anhält. Doch, natürlich: an skurrilen, felliniesken Figuren, heulenden Großmüttern und rabenschwarzer Tristesse hat es nie gemangelt, doch gewöhnlich gewinnen die italienischen Filmemacher dem Tod auch heitere Seiten ab, die voll von beißendem Zynismus und schriller Lebensfreude sind. Einzig Nanni Moretti wehrte sich jüngst erfolgreich mit seinem Film "Das Zimmer des Sohnes" gegen die Verkitschung des Todes im Kino, schuf damit aber ein klinisch anmutendes Kinostück in kühler TV-Optik.
In "Fate Ignoranti" des in der Türkei geborenen Regisseurs Ferzan Özpetek ist wieder alles beim Alten: Der Tod reißt ein glückliches Ehepaar auseinander. Erst als die hinterbliebene Witwe Antonia (Margherita Buy) herausfindet, dass ihr geliebter verstorbener Gatte sieben Jahre lang ein Verhältnis hatte, lichtet sich ihre Trauer ein wenig. Einen Schlag ins Gesicht erhält Antonia, als sie draufkommt, wer denn "die Geliebte" ihres Mannes war: Michele, ein Mann!
Und so führt uns "Fate Ignoranti" in eine heiter-melancholische, gefühlsbetonte aber auch sexhungrige und partysüchtige Schwulen-WG, in der es selbstredend auch die typische italienische Mama, quasi eine Anlaufstelle für die großen und kleinen Sorgen, geben muss. Antonia wird in diese Gruppe integriert, gleichsam als Ersatz für ihren toten Mann, dessen Platz sie nun einzunehmen scheint. Vorhersehbar ist daher auch der weitere Verlauf des Films: Antonia wird sich in den "Ex" ihres Mannes verlieben - und zwar heftig.
All das mischt Özpetek zu einem multikulturellen Blick auf Beziehungsalltag und Moral. Dem Regisseur gelang ein unterhaltsamer Film, der mit Themen wie Homosexualität oder Aids behutsam, gleichzeitig aber sehr offen umgeht, ohne jemals mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen.
FATE IGNORANTI - Die Ahnungslosen. F/I 2001. Regie: Ferzan Özpetek. Mit Margherita Buy, Stefano Accorsi, Serra Yilmaz. Verleih: Polyfilm. 105 Min.
