Die kabarettistischen Kabinettstückerln im ORF-Gesetz

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Es fällt uns - angesichts der Sorge um den Weltzustand - wirklich nicht leicht, uns mit ganz und gar nachrangigen Fragen auseinanderzusetzen. Etwa mit der famosen Wahl zum Publikumsrat des ORF.

Andererseits: Österreich ist auch in ernsten Zeiten immer für eine satirische Umkehrung der Wirklichkeit gut - mit einem entscheidenden Unterschied zur großen Welt: Was anderswo unter "Satire" firmiert, ist hierzulande in der Regel bitterernst.

Da will die schwarzblaue Koalitionsregierung beweisen, dass die traditionelle Grundbewegung österreichischer Medienpolitik - der Stillstand also - der Vergangenheit angehört. Und tatsächlich kommt Mediengesetz um Mediengesetz - und ehe der ORF und man selbst sich versieht, wird ein neues ORF-Gesetz beschlossen. Dass auch im neuen Gesetz manch Gremium mehr eine Beschäftigungstherapie für Sitzungsfans darstellt, als wirklich Einflussmöglichkeiten zu haben, wundert uns nicht: Wenn nach den langen Jahren medienpolitischer Starre so viel im Husch-Verfahren durchgebracht wird, ist es nur natürlich, dass dabei auch Pfusch passiert.

Der Wahlmodus für den Publikumsrat gehört hierbei ganz eindeutig zu den kabarettistischen Kabinettstückerln, die das ORF-Gesetz vorsieht: Die Kandidatenfindung war unklar, die Listen waren unübersichtlich, die Wahl wurde per Fax durchgeführt, nicht einmal die Rundfunkteilnehmer-Nummern waren klar - auf Rundfunkbewilligungen fanden sich andere Nummern als auf den TV-Gebührenrechnungen: Die katastrophale Wahlbeteiligung sprach Bände ...

Wenn schon Kabarett, dann ordentlich: Warum wählte man die Publikumsrat nicht in einer großen TV-Show - moderiert von den TV-Müttern Vera Russwurm und Barbara Stöckl? Spätestens seit Taxi Orange weiß man im ORF ja genau, wie solche Wahlen durchzuführen sind. Auf diese Weise wäre auch eine hohe Quote und damit auch eine hohe Wahlbeteiligung garantiert.

Und das Ergebnis? Unter Garantie wären - von Fritz Muliar bis Andrea "Magenta" Konrad - dieselben Kandidaten zum Zug gekommen wie bei der total missglückten Fax-Wahl.

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