Die Schweizer Macher

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Seit wenigen Tagen ist ein Medienprojekt für die Schweiz online, das international kollegiale Aufmerksamkeit erntet. Für republik.ch wurden drei Millionen Euro via Internet gesammelt. Investoren haben diese Crowdfunding-Geburtshilfe noch verdoppelt. Das ist ein gutes Polster für einen starken Start ins wirtschaftlich Ungewisse. Der inhaltliche Auftakt verlief dennoch so unspektakulär wie bei hiesigen digitalen Informationsportalen mit anderem Anspruch, aber ähnlicher Wirkung. Es sind meist ausführliche, manchmal langatmige, durchwegs solide Artikel. Das Spektrum reicht von Mark "Zuckerbergs Monster" Facebook bis zu Elisabeth Wehling über Donald Trumps Manipulation per Sprache. Tiefe rangiert klar vor Tagesaktualität.

Das erinnert einerseits an dossier.at, für das seit 2012 aber erst 60.000 Euro aus Schwarmfinanzierung flossen, andererseits an addendum.org, für das Dietrich Mateschitz eine Million Starthilfe investierte. Mit zweitgenannter Recherche-Plattform teilt die auf 18.000 zahlende Verleger bauende republik.ch neben einer tragfähigen materiellen Basis die Prominenz seiner leitenden Redakteure. Im Gegensatz zu den Austro-Projekten setzen die Eidgenossen aber ungeachtet aller Geldreserven auf ein Kaufmedium. 240 Franken kostet das Jahresabonnement. Die Botschaft lautet: Guter Journalismus ist nicht gratis.

Dadurch werden die Schweizer zu einem Maßstab der Medienzukunft, den das idealistische dossier.at so wenig bieten kann wie das kapitalistische addendum.org. Langfristig entscheidet Kaufbereitschaft über republik.ch. Das gemahnt daran, wie hier 1970 profil entstand. Das Wochenmagazin fand neben Tageszeitungen Platz, weil deren Journalismus nicht kritisch genug war. Im Wettbewerb um zahlende User können digitale Plattformen nur Erfolg haben, wo herkömmliche Medien inhaltlich zu schwach sind.

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