Expedition in die Ödnis

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Wandern in den Bergen, das ist Einklang mit sich selbst und der Natur. Weiter kann man sich in Österreich nicht von der oberflächlichen Welt des Fernsehens entfernen. Expedition Österreich, das ORF-"Sommerevent" (Eigendefinition), versucht, die beiden Extreme unter einen Hut zu bringen. Elf Menschen wandern binnen 77 Tagen vom Tiroler Achensee nach Wien - auf direkter Linie, von der nur um 100 Meter nach links oder rechts abgewichen werden darf; über Stock und Stein im wahrsten Sinne des Wortes. Das Abenteuer wird umrahmt von einer auftrumpfenden Show (Präsentation: Christian Clerici), mitsamt den üblichen, vom ORF geschaffenen Medienfiguren und den üblichen hysterischen Jublern. Montag Abend (20 Uhr 15, ORF 1) scheidet allwöchentlich einer der Teilnehmer aus. Wer am Ende übrig bleibt, kann 100.000 Euro mit nach Hause nehmen.

Während der Woche kann man die Wanderer auf ORF 1 beobachten (ab 21 Uhr 50), wo die Sendungsmacher krampfhaft versuchen, Alltagsreibereien zu Sensationen und ganz normale Gespräche zu Flirts aufzublasen. Für den TV-Konsumenten ist es nun einmal wenig aufregend, Leuten beim Gehen zuzusehen. Selbst Klettern oder Schwimmen sind Tätigkeiten, die nur in Spielfilmen die Spannung knistern lassen.

Dass die Astrologin Gerda Rogers als Expertin herangezogen wird, ist wohl ein Tiefpunkt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Expedition Österreich hat aber auch seine positiven Seiten: Da wäre einmal Co-Präsentatorin Mirjam Weichselbraun: eloquent, charmant - ein echter Lichtblick. Zweitens wählten die Zuschauer im ersten "Wochenfinale" einen 65-Jährigen zum beliebtesten männlichen Teilnehmer - ein starkes Zeichen gegen den Jugendwahn. Vor allem aber macht Expedition Österreich Lust darauf, das Fernsehgerät auszuschalten - und selbst die Wanderschuhe zu schnüren.

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