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Verliebte, alte Kinder

"Wetten, dass du dich nicht traust...?" Diese Frage wird für das unzertrennliche Paar Julien (Guillaume Canet) und Sophie (Marion Cotillard) schon früh zum Verhängnis. Als Kinder erfinden sie ein Spiel, dessen begehrte Trophäe eine Spieldose ist, die je nach Ausgang der Wette den Besitzer wechselt. Immer neue Aufgaben stellen sie einander, deren Erledigung zu einem regelrechten Fetisch wird. Als das Spiel seine Unschuld verliert, ist es für die beiden zu spät, damit aufzuhören.

Der belgische Regisseur Yann Samuell erzählt in seinem Filmdebüt eine unkonventionelle Liebesgeschichte, in der die Kindheit ewig dauern soll, eine Spieldose zum Fetisch wird und eine Liebe sich gefährlich nahe am Hass bewegt. Durch den Wechsel der Erzählperspektive, gekonnte Zeitsprünge und die erfrischende Geschichte erhält der Film einen außergewöhnlichen Charme und wird - trotz allem Zynismus - zum poetischsten frankophonen Film seit "Die fabelhafte Welt der Amélie". Veronika Dolna

LIEBE MICH, WENN DU DICH TRAUST

Jeux d'enfants

F/B 2003. Regie: Yann Samuell. Mit

Guillaume Canet, Marion Cotillard.

Verleih: Luna Filmverleih. 93 Min.

Schräge Außenseiter

Wastl ist elf, mutterlos und eigen. Franziska ist siebzehn, adoptiert, eigen und freizügig. Dass zwischen oberösterreichischem oder Salzburger Dorf Verständnis herrscht, ist nachzuvollziehen. Liebe geht aber zu weit. Erst recht der Sozialarbeiterin, die Wastl ins Heim befördern will - und auf kompromittierende Fotos von Franziska stößt...

Wolfram Paulus schafft es in "Augenleuchten", die Eigenheiten von Heranwachsenden und Dorfdynamiken abzutasten. Bemüht um Authentizität lässt er die beiden Laienhauptdarsteller im Dialekt parlieren. Eine mutige Entscheidung, die dem Streifen den Sprung in die Kinos nicht gerade leichter gemacht hat. Was am Ende herauskommt, ist ein eigenwilliges Soziogramm der Provinz mit mystischen Einsprengseln - verkörpert durch den "Stargast" des Films, die ehemalige Handke-Gefährtin Marie Colbin. DH

AUGENLEUCHTEN

Ö 2004. Regie: Wolfram Paulus. Mit

Dominik Leeb, Nadja Vogel, Andreas

Puehringer. Verleih: Fischerfilm. 90 Min.

Geistige Grenzen

Die Kritik zum Film "Über die Grenze" lesen Sie auf Seite 4.

Kurze Kreativität

Wofür der französische Schriftsteller Prosper Mérimée einst 38 Seiten Papier benötigt hat, ist Regisseur Olivier Volpi auf gerade einmal 18 Minuten Zelluloid gelungen: In "Mateo Falcone" erzählt er seine surreale Kurzfilm-Version der literarischen Novelle - eine Geschichte über Verrat und Sühne im Mikrokosmos eines Golfplatzes. Noch kürzer schafft es der österreichische Filmemacher Renée Kellner, die Frage "Lebst du noch oder schlüpfst du schon?" cineastisch umzusetzen.

Das sind nur zwei Beispiele aus dem umfangreichen Programm des diesjährigen "Vienna Independent Shorts" (vis) Kurzfilm-Festivals, das zwischen 22. und 28. Mai über die Wiener Kinoleinwände flimmert. Gezeigt werden 68 internationale Independent-Filmproduktionen in acht Kategorien. Egal ob Drama, Suspense oder Satire - eines haben alle Werke gemeinsam: Kreativität die nicht länger als 30 Minuten dauert. Mit einem üppigen Rahmenprogramm wollen die Organisatoren (Independent Cinema) darüber hinaus das Kurzfilmgenre auch einem breiteren Kino-Publikum näher bringen. Jürgen Belko

VIENNA INDEPENDENT SHORTS

Von 22. bis 28. Mai

Im Schikaneder-Kino (Margaretenstraße 24, 1040 Wien), Top-Kino

(Rahlgasse 1, 1060 Wien) und im

Innenhof der Reformierten Stadtkirche (Dorotheergasse 16, 1010 Wien).

Programminfos: www.viennashorts.com

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