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Toter Bürokrat

Weil Paco ein so vorbildlicher Proletarier war, legen ihm seine Genossen sein Arbeitsbuch mit ins Grab. Beim Versuch, wieder an das für die Witwe lebenswichtige Dokument zu kommen, gerät der Neffe immer tiefer in die Mühlen einer aberwitzigen Bürokratie. Die rabenschwarze Groteske "Der Tod eines Bürokraten" erzählt, wie ein einfacher Mann von sturen Paragrafenreitern und selbstherrlichen Funktionären in den Wahnsinn getrieben wird. Der Wiener Stadtkino-Verleih hat diese noch immer frische Komödie aus dem Jahre 1966 ausgegraben; verblüffend ist dabei vor allem, dass dieser Film aus einem kommunistischen Land, nämlich aus Kuba stammt.

"Der Tod eines Bürokraten" schwankt zwischen beißender Satire und Slapstick-Komödie, Verweise und Anspielungen auf Luis Buñuel, Ingmar Bergman oder Harold Lloyd sorgen für eine surreale Note. Gestalten wie der selbstgefällige Señor Ramos, der die Schnapsidee mit dem Arbeitsbuch hatte, gibt es in jeder Gesellschaft: Seine Untergebenen behandelt er mit gönnerhafter Herablassung und selbstverständlich hat er ein Verhältnis mit seiner blonden Sekretärin. Unter Fidel Castro ist er verantwortlich für die Gestaltung von Propagandaplakaten, im Westen wäre er wohl Werbeagenturchef oder Unternehmensberater. Köstlich!

Michael Kraßnitzer

DER TOD EINES BÜROKRATEN

Kuba 1966. Regie: Tomás Gutiérrez Alea. Mit Salvador Wood, Gaspar de Santelices, Silvia Planas, Manuel

Estanillo. Verleih: Stadtkino. 85 Min.

Spaßfreie Royals

Das Timing könnte besser nicht sein: Vergangenes Wochenende gab der dänische Kronprinz Frederik seiner Mary das Ja-Wort; und kommenden Samstag nimmt der spanische Thronfolger Felipe die Journalistin Letizia Ortiz zur Frau. Ein Geschenk des Himmels für jenes Filmchen, das sich inmitten der zwei royalen Highlights genau diesem Thema widmet: "Der Prinz und ich". Fast wie im richtigen (dänischen und spanischen) Leben trifft ein ehrgeiziges, bürgerliches Mädchen - in diesem Fall die Collegestudentin Paige Morgan (Julia Stiles) - völlig unvermutet auf einen royalen Spross: Prinz Edvard von Dänemark (Luke Mably). Im Unterschied zur realen Vorlage handelt es sich hierbei freilich nicht um einen Sympathieträger mit Sendungsbewusstsein, sondern um einen Draufgänger nach allen Regeln der Kunst. Doch Hollywoods Gesetz sind ehern, und so wandelt sich der "Heb mal dein T-Shirt"-Prinz schließlich doch zum sanftmütigen Beziehungs-Menschen. Eine humorfreie Beziehungskomödie ohne Charakter.

Doris Helmberger

DER PRINZ UND ICH

USA 2004: Regie: Martha Coolidge.

Mit Julia Stiles, Luke Mably, Ben Miller. Verleih: Constantinfilm. 107 Min.

Gewixxter Wallace

Die Darstellerin der reschen Touristin Doris Dubinsky, Anke Engelke, hat seit Montag auf Sat.1 ihre eigene Late-Night-Show. Und in Ausgabe eins derselben war prompt Bastian Bastewka, der den Scotland-Yard-Inspector Very Long gibt, zu Gast: Ein Wixxer-Treffen war der erste Frauen-Late-Night Deutschlands also, denn "Der Wixxer", in dem Engelke wie Bastewka mitspielen, läuft in den Kinos an.

Nicht nur die Genannten, auch die anderen Darsteller - Oliver Kalkofe, Olli Dittrich etc. - garantieren, dass Tobi Baumanns "Der Wixxer", eine Parodie auf Edgar-Wallace-Verfilmungen der 60er Jahre, ganz auf dem Sat.1-RTL-ProSieben-Comedy-Niveau bleibt.

Der "Mönch mit der Peitsche", der "Bucklige von Soho", der "Frosch mit der Maske" usw. werden von einem mysteriösen Mörder, dem "Wixxer" ausgestochen - und da muss Scotland Yard ordentlich ran: Klamauk über Klamauk und doch einiges zum Lachen; die Anklänge an die alten Wallace-Filme mit Eddie Arendt, Horst Tappert oder Klaus Kinski sind mitunter gelungen, daneben bleiben Geschmacklosigkeiten wie die Figur des Butler Hatler (Christoph Maria Herbst), der Hitler verblödelt, und die Frage, warum gerade jetzt, wo die bieder-deutschen Wallace-Krimis nicht einmal mehr auf Kabel 1 gezeigt werden, eine Parodie derselben ins Kino kommt. Otto Friedrich

DER WIXXER.

D 2004. Regie: Tobi Baumann. Mit Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Anke Engelke, Olli Dittrich, Tanja Wenzel. Verleih: Einhorn Film. 95 Min.

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