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Entbehrlicher Grusel

21. Mai 1962. Der italienische Luxusdampfer "Antonia Graza" befindet sich vor der Küste von Labrador: Luxusliner pur, High Society befindet sich an Bord und tanzt. Eine hinreißende Sängerin singt, die Bigband musiziert. Da geschieht das Unheimliche - und eine ganze Gesellschaft findet sich buchstäblich in Stücke gerissen wieder. Schnitt.

Seitdem ist die "Antonia Graza" verschwunden und die Ahnung, in einem erwähnenswerten Film zu sitzen, wie von Geisterhand vertrieben: Nur die erste Sequenz zeigt, dass Regisseur Steve Beck zu mehr imstande wäre. Zu viel mehr.

Apropos Geisterhand: Die durchzieht den Film und den Plot, auch wenn der Zuschauer nicht weiß, wie ihm geschieht. 30 Jahre dem spurlosen Verschwinden taucht der Luxusliners auf der anderen Seite Amerikas, in der Beringstraße, wieder auf: Ein Bergungsschiff unter Captain Sean Murphy (Gabriel Byrne) und Maureen Epps (Julianna Margulies) findet das Wrack und will es samt dem Goldschatz, den die Bergungscrew darauf entdeckt, abschleppen. Aber eben: Die Geisterhand zerstört die Träume und die Leben der Skipper. Und das Böse siegt.

Außer in einem Fall.

Aber auch der rechtfertigt es nicht, weitere Worte über das durch und durch entbehrliche Geisterschiff zu verlieren. Otto Friedrich

GHOST SHIP

USA 2002. Regie: Steve Beck. Mit Julianna Margulies, Desmond Harrington, Isiah Washington, Gabriel Byrne. Verleih: Warner, 91 Min.

Gruselmärchen

Marias kleiner Bruder "Fröschchen" ist eine echte Nervensäge. Kein Wunder, dass Maria davon träumt, ihn endlich los zu werden. Zum Glück besitzt ihre neue Freundin Makka eine Zauberkugel, die jeden Wunsch erfüllt. Die allgemeine Unheimlichkeit nimmt noch zu, als Marias Eltern das Kindermädchen Gerda aufnehmen, das der Hexe in Makkas Schauermärchen zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie fabriziert gruselige Schattenspiele und hat nach eigenen Angaben "Kinder zum Fressen gern". Maria wird unheimlich zumute: Hat sie etwa "Fröschchen" im Blick? Als Gerda die Kinder zu einem Ausflug auf ein einsames Schloss mitnimmt, brodelt es bald schon höchst verdächtig im Kochtopf der Burgküche. Aber wer sagt eigentlich, dass alle Hexen böse sind?

Der spannende, humorvolle Film über die ganz normale Rivalität zwischen Geschwistern nach Ulf Starks Kinderbuch "Maria Bleknos" wurde bei den 42. Nordischen Filmtagen in Lübeck mit dem Preis der Kinderjury ausgezeichnet. DH

EINE HEXE IN UNSERER FAMILIE

En Häxa i familjen

Schweden 2000. Regie: Harald Hamrell. Mit Karin Bogaeus, Rebecca Scheja, Margreth Weivers, Fredrik Unger, Tintin Anderzon, Johan Rheborg. Verleih:

Filmladen, 82 Min.

Alltagsmärchen

In seinem Erstlingswerk "La Faute à Voltaire" schildert Regisseur und Autor Abdel Kechiche die illegale Einwanderung des Maghrebiners Jallel (Sami Bouajila) nach Paris. Selbst beim Anstellen um seine Aufenthaltsgenehmigung vergeht dem gleichmütig wortkargen Tunesier nicht das Lachen, ist er doch in seiner Traumstadt angelangt. In einem Café lernt er die schöne Kellnerin Nassera (Aure Atika) kennen, die bereit wäre, ihn des Geldes wegen zu heiraten. Doch auf dem Standesamt macht sie sich im letzten Augenblick aus dem Staub. Selbst in der psychiatrischen Anstalt, in die man den Verzweifelten schleppt, ist der Spaß zu Hause. Bis die ebenso wirre wie nymphomanische Lucie (dargestellt von Elodie Bouchez, die in "La vie rêvée des anges" brillierte) in sein Leben tritt und sogleich die zweite, überlange Filmhälfte in eine gänzlich neue Story verwandelt.

Es ist der Alltag Jalles, der im Mittelpunkt von Kechiches Obdachlosendrama steht. Seine Sehnsüchte und Ängste werden von der Handkamera eindringlich und sorgfältig aufgezeichnet - freilich nicht, ohne die soziale Realität etwas zu stark in Zuckerwatte zu wickeln. Jallel ist eben ein liebenswerter Gestrandeter, der auf der Suche nach dem Glück nur ein Dogma kennt: Vive la vie!

Jürgen Müllner

SCHULD IST VOLTAIRE

La Faute à Voltaire

Frankreich 2000. Regie und Buch:

Abdel Kechiche. Mit Sami Bouajila,

Elodie Bouchez, Aure Atika. Verleih:

CineStar. 127 Min.

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