Irgendwie wirkte Eva Weissenberger fehl am Platz. Gebetsmühlenartig wiederholte die Innenpolitikredakteurin des Falter vergangenen Sonntag in Offen gesagt jene Summen, die für PR-Shows vor Kleingewerblern und die - mittlerweile von Teenie-Fotos gesäuberte - Homepage Karl-Heinz Grassers geflossen sind. Beharrlich kritisierte Weissenberger die "Weißwaschung" des Ministers durch seine eigene Behörde und stellte sich, Grasser und dem Publikum schließlich die Frage, ob ein Amtsträger mit einem solchen Verständnis von Politik und (Un-)Recht weiter tragbar sei.
Allein: Weder Grassers Recht noch Unrecht, weder Abfangjäger noch Frank Stronach standen in Offen gesagt am Programm. Vielmehr hatte sich der ORF dazu entschlossen, den in die Bredouille geratenen Minister als "Aufhänger" zum Thema "Wie viel PR braucht ein Politiker?" einzuladen. Dass bei einer solchen Fragestellung nicht politische Gegner oder Steuerrechtler eingeladen werden konnten, war naheliegend. Stattdessen taten der Lobbyist und Grasser-Du-Freund Wolfgang M. Rosam, die Motivforscherin Helene Karmasin und PR-Agenturchef Dietmar Ecker - dieser zumindest mit "sozialdemokratischem Herzerl" - ihre Meinung kund, woher die Kratzer an der "Marke Grasser" rührten.
Ein reines "PR-Geschenk" für den Minister, unkte Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen. Tatsächlich hat der ORF mit dieser Einladungspolitik der Wahrheitsfindung in der Causa Grasser einen schlechten und dem Image des angeschrammten Shooting-Stars einen umso besseren Dienst erwiesen: Wer sonst hat 75 Minuten Sendezeit zur Verfügung, um charmant von Ungereimtheiten abzulenken und am Ende sein soziales Engagement in Form eines üppig dotierten Fonds zu bewerben, der noch immer "in Gründung" begriffen ist?