Millionen Jahre - einen Tag lang

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EVOLUTION - Evolution

Ein Meteorit bringt neues Leben auf die Erde, das sich binnen einer Woche von Einzellern über Amphibien zu Primaten entwickelt. Ein vierköpfiges Team bekämpft die Aliens und einen General, der die Aliens mit den falschen Mitteln bekämpft. Komödie mit stark parodistischen Zügen, die aus dem vom Kino produzierten Wissen über Aliens wenig Kapital schlägt, an der Reflexion des Genres also nicht sonderlich interessiert ist. Auf Hass und Zerstörungswut, sexuelle Konnotationen und grauenerregende Mutationen wird angenehmerweise verzichtet, die Evolution wird mit schmunzelnder Verwunderung inszeniert. Leichte Unterhaltung mit ironischer Schlusspointe, so seicht aber auch, dass das Vergnügen nur knapp bemessen ist. Ab 12.

Das Team kommt zusammen, die Referenzen könnten nicht besser sein. Phil Tippett hat für "Jurassic Park" und "Starship Troopers" die visuellen Effekte verantwortet, Regisseur Ivan Reitman hat mit "Ghostbusters" schon einmal Unfug in großem Stil gemacht. David Duchovny, der den College-Professor Ira Kane spielt, ist das Gesicht der "X-Files", Julianne Moore, die die tolpatschige Wissenschafterin Allison mimt, nahm es immerhin schon mit "Hannibal" auf. Nur Orlando Jones braucht gar keine spezielle Eignung. Seine körperorientierte Komik, die zuletzt mit "Double Take" und "The Replacements" auf der Leinwand präsent war, ist eine Zutat für sich und scheint im Augenblick unabdingbar zu sein, wenn man etwas Albernes im Sinn hat.

Sie alle haben es mit "Evolution" auf die Aliens abgesehen, und legen die Szenarien der absoluten Bedrohung entspannt beiseite. Ein Meteorit knallt auf die Erde und verpatzt inmitten der Wüste von Arizona dem angehenden Feuerwehrmann Wayne Green (Seann William Scott) seine letzte Übungsmöglichkeit vor dem Examen. Am College des Provinzkaffs fristen die Professoren Ira Kane und Harry Block (Orlando Jones) ein Dasein unter geistig minder bemittelten Studenten, ohne Aussicht auf Publikationen und Laufbahn. Die Polizei, die die unterirdische Höhle, in der der Meteorit sich festgesetzt hat, sichert, können Kane und Block noch überlisten. Der Chemiker und der Molekularbiologe wollen ihre Entdeckung für sich behalten, bis sie den Nobelpreis in der Tasche haben. Als die Forschungsabteilung des Pentagons in Gestalt von General Russell Woodman (Ted Levine) und seinen Soldaten am Einschlagsort anrückt, wird die Sache schwieriger. Wayne hilft den Professoren, der Spuren des fremden Lebens, das sich über die Sicherungslininen hinaus ausbreitet, habhaft zu werden. Als auch die Wissenschafterin auf der Gehaltsliste des Pentagons, Allison, auf die Seite von Kane und Block wechselt, ist das chaotische und höchst unprofessionell arbeitende Team komplett. An ihm soll es liegen, die Welt von den schnell sich entwickelnden Wesen zu befreien.

Es beginnt mit einem Urschleim, der aus dem Inneren des Meteoriten heraustritt wie Harz. Anstelle von Schrecken verbreitet das fremde Leben Rührung und Erstaunen. Vom Leben auf der Erde unterscheidet sich das fremde durch eine DNA, die mit zehn Basispaaren komplexer ist als die menschliche, die vier Basispaare aufweist. Was auf der Erde Millionen von Jahren gedauert hat, schafft die importierte Lebensform in Tagen: Binnen Stunden werden aus Einzellen Mehrzeller, binnen Tage aus der Höhle ein Urwald mit eigener Atmosphäre, binnen einer Woche entwickeln sich Amphibien, zum Schluss des Films die ersten Primaten. Immer wieder rückt der Film die Reproduktion ins Bild: Ohne Zeit für Paarung zu haben, teilen sich die Wesen aus sich selbst und versuchen dabei, die neuen Generationen an die Erdatmosphäre anzupassen.

Zum Showdown kommt es ganz ohne Hass, mit etwas Witz und zwischendurch einer satirischen Action-Einlage in einer Shopping-Mall, in der die Männer eine fliegende Amphibie zu überwältigen haben. Die Evolution der Aliens muss gestoppt werden aus keinem anderen Grund als die von ihr rasant angegangene Umverteilung des Lebensraums. Greift das Team in das fremde Ökosystem ein, kommt es zu Mutationen. Am Ende schließen diese sich zu einer hübschen Pointe zusammen: Aus den Bezwingern der Aliens werden Helden, aber ohne Pathos. Zuletzt winkt ihnen kein Nobelpreis, aber ein Werbevertrag. Dass der Bildermarkt selbst mutiert, ist die einzige Selbstreflexion des Films über seinen eigenen Wert und über sein Genre.

Irene Rudolf

USA 2000 - Produktion: Montecito Picture - Produzent: Ivan Reitman, Daniel Goldberg, Joe Medjuck - Verleih: Columbia TriStar - Länge: 92 Min. - Regie: Ivan Reitman - Buch: Don Jakoby, David Diamond, David Weissman - Kamera: Michael Chapman - Schnitt: Sheldon Khan, Wendy Greene Bricmont - Musik: John Powell - Darsteller: Orlando Jones, Julianne Moore, David Duchovny, Seann William Scott, Ted Levine, Ethan Suplee - BBWK: noch offen - Prädikat: noch offen

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