Moderate Konfrontation

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"Die Rache des Journalisten ist das Archiv" - frei nach Robert Hochners Zitat soll die neue Sendungsreihe Wiesner fragt (Dienstag, 22.30, ORF 2) Politiker von heute mit ihren Aussagen von gestern konfrontieren. Doch ist die halbe Stunde bei Wiesner tatsächlich ein Albtraum für den Befragten?

Eher als Diskussion denn als Konfrontation verlief der Auftakt mit Ex-FP-Klubobmann Peter Westenthaler. Der nunmehrige Bundesliga-Vorstand hat bei Journalisten den Ruf eines konfrontationsfreudigen, widerspruchbehafteten Politikers; Wiesners Archivmaterial sollte das nun belegen. Dass vor der Koalitionsfreundschaft mit der ÖVP noch "die Fetzen flogen", entlockt Westenthaler heute nur ein Schmunzeln. Schließlich habe die Kritik an den Regierungsparteien damals zu seinem täglichen Geschäft gehört. War das etwa Westenthalers Geständnis, politisches Kabarett betrieben zu haben? Alles nur Schauspielerei? Auch in diesem Punkt lässt sich der Ex-Spitzenpolitiker nicht aufs Glatteis führen. "So agieren alle, die von der Opposition in die Regierung wechseln." Etwas wehmütiger wird er im Gespräch um Knittelfeld, doch ins Netz geht der Fisch auch hier nicht. Der ehemalige Politiker weiß die Situation geschickt umzumünzen und mit einer Prise Eigenwerbung zu würzen.

Investigativer Journalismus à la ORF? Nein, so war es auch nicht gedacht. Stellt sich nur die Frage, ob eine als Diskussion geführte Konfrontation den Polit-Kandidaten in die Enge treiben kann. Denn anzunehmen ist, dass es keine Porträtserie namhafter (Ex)Politiker werden sollte. Hier zu Lande ist es dennoch ein Novum, Politiker mit eigenen Widersprüchen zu konfrontieren und ihren Kurs(wechsel) über die Jahre ans Licht zu bringen. Wahrscheinlich aber war die Sendung doch als Traum (ohne Alb) für den Befragten gedacht.

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