Nächtliches Refugium

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Bis spätabends durchhalten heißt es oft, wenn man im ORF-Fernsehen Formate sucht, die dem Bedürfnis vieler Seher nach einem niveauvollen und intellektuell ansprechenden Programm entgegenkommen. Die themenbezogene Sendefläche Nachtschicht Kultur (Sonntag, zirka 23 Uhr) ist ein solch nächtliches Refugium. Letzten Sonntag lief hier im Rahmen des Themenabends Bild der Frau der Film Moment-Aufnahmen - Elfie Semotan, ein von Andrea Schurian gestaltetes Porträt der österreichischen Starfotografin.

Die heute 64-Jährige, die in New York, Wien und auf einem Bauernhof im Burgenland lebt, wurde Ende der siebziger Jahre mit ihrer legendären Unterwäsche-Plakatserie für Palmers berühmt. In dem sensiblen, unprätentiösen TV-Porträt spricht sie unter anderem über den Kampf gegen das Alter (den sie nicht mit Hilfe der kosmetischen Chirurgie führt), über die Liebe zu Kindern (sie hat zwei erwachsene Söhne), über ihre beiden Ehemänner (die relativ jung verstorbenen Künstler Kurt Kocherscheidt und Martin Kippenberger) und über den unvermeidlichen Tod.

Wenn doch hierzulande im Fernsehen öfters Menschen zu Wort kämen, die etwas zu sagen haben ...

Vielleicht ist Andrea Schurian in ihrem Text etwas zu zurückhaltend, etwas zu sehr darauf bedacht, jeden Anflug reißerischen Infotainments zu vermeiden. Menschlich wäre das nur zu verständlich, denn in puncto Zugeständnisse an die vermeintlichen Seherwünsche nach flotter Unterhaltung ist sie ein gebranntes Kind - schließlich verließ sie vor vier Jahren unter Protest den ORF, nachdem die von ihr präsentierte Sendefläche Kunststücke auf dem Altar der Quote geopfert wurde. Seither ist sie als freie Regisseurin tätig und hat zum Beispiel mit einem Porträt des Malers Wolfgang Hollegha auf sich aufmerksam gemacht.

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