Kurt Bergmann wollte es noch einmal wissen: Der einstige orf-und övp-Grande kandidierte als Seniorenvertreter bei der Publikumswahlfarce zum orf-Publikumsrat. Bekanntlich endete die Farce mit einer veritablen Niederlage für alle schwarzen Parteigänger, in concreto unterlag Bergmann dem roten Gegenspieler Fritz Muliar, der wieder in den Publikumsrat einziehen wird.
Am 10. Jänner entnahmen wir dem Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Kurt Bergmann habe erklärt, für die Bestellung zum Publikumsrat/Bereich ältere Menschen nicht zur Verfügung zu stehen.
Wir waren verwirrt: Bergmann war ja ohnedies nicht gewählt, warum verzichtete er also? Einige Zeilen später klärt das Amtsblatt zur Wiener Zeitung auf: Der Bundeskanzler hat - offenbar neben dem Publikum - auch das Recht, einen Publikumsrat für ältere Menschen zu bestellen. Hier wird die Chuzpe, mit dem die Macher des jüngsten orf-Gesetzes das Publikum für dumm verkaufen, offenbar. Ob gewählt oder nicht: Bergmann war als Publikumsrat vorgesehen, notfalls wäre er von Wolfgang Schüssel einfach dazu bestellt worden.
Wer denkt, Bergmann akzeptiere die fragwürdige, aber doch vergleichsweise demokratische Fax-Wahl und verzichtet deshalb, irrt. Dies enthüllte der Standard: Denn nur die in den Publikumsrat gewählten Kandidaten können in den Stiftungsrat, der demnächst die orf-Spitze neu bestellen wird, entsandt werden. Daher verzichtet Bergmann auf den Publikumsrat und soll - so ebenfalls der Standard - von der Bundesregierung direkt für den Stiftungsrat nominiert werden.
Liebes Publikum, das du den Publikumsrat mitgewählt hast, kennst du dich noch aus? Nein? Macht nichts: Du kannst sicher sein, dass die derzeitige Koalition (die dieses orf-Gesetz gebastelt hat) dafür gesorgt hat: Ihre Mehrheit in den orf-Gremien bleibt sicher. Parteisoldat Bergmann wird also so oder so im Stiftungsrat Platz finden und darauf schauen, dass ja nichts passiert ... ofri
