Demokratie als Frotzelei

Werbung
Werbung
Werbung

20.000 - wenn wir richtig rechnen, also 10 Prozent! - von den 191.000 per Fax abgegebenen Stimmen bei der Publikumswahl zum Publikumsrat des orf waren ungültig. Das Wahlverfahren war also nicht nur von der Übertragungsmethode her hanebüchen, sondern so kompliziert, dass bis zu 10 Prozent der "Wähler" damit überfordert waren.

Nimmt man dazu, dass das orf-Publikum dieses Wahlerl durch seine Rundfunkgebühren über Gebühr zu finanzieren hatte, und dass es ohnedies nur den Bruchteil eines orf-Beratungsgremiums, von dem wiederum nur ein Bruchteil in den entscheidenden Stiftungsrat der heimischen Rundfunkanstalt entsendet wird, bestimmen konnte, so ist klar: Diese "Demokratie", welche die Regierungsparteien dem orf seit 2001 per Gesetz verordnen, ist nichts als eine Frotzelei.

Socher Befund wird auch nicht durch die Schadenfreude darüber verbessert, dass alle der övp zugerechneten Kandidaten ein weiteres Mal durchfielen und die spö erneut bei allen Sechsen siegte. Denn der orf benötigt statt solcher Wahlspiele vielmehr die Diskussion um seine (ausreichend finanzierte!) öffentlich-rechtliche Qualität, was auch bedeutet, die Anstalt von der Parteipolitik möglichst weit zu entfernen. Ein frommer Wunsch, erwies sich doch schon das mittlerweile vier Jahrzehnte zurückliegende Rundfunksvolksbegehren diesbezüglich als wenig nachhaltig.

Dass - wie zuletzt - der neue wie alte Publikumsrat Fritz Muliar das Publikum mit "Fäkal"-Worten gegen den rechter Umtriebe geziehenen orf-Chefredakteur Walter Seledec (auch dieser Posten ein Ergebnis des Proporzes im orf...) belästigt und der evangelische (!) Publikumsrat Peter Karner dazu noch das Wörtchen "Charakterschwein" nachlegt, mag eine Hetz sein. Das Lachen darüber, wie die (Partei-) Politik dem orf mitspielt, ist einem aber schon längst vergangen.

otto.friedrich@furche.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung