Postskriptum zum Stöcklschen Kandidaturschlamassel

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Barbara Stöckl, help-tv- und Millionenshow-Lady beim ORF wurde von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" für den ORF-Publikumsrat kandidiert. Formaljuridisch o.K., aber die ORF-Gesetz-neu-Macher wollten im Publikumsrat, dessen Sinnhaftigkeit sich zur Zeit nicht einmal Medienexperten erschließt, keine ORF-Angehörigen haben. Peter Westenthaler und VP-Verfassungssprecherin Ulrike Baumgartner-Gabitzer redeten Stöckl die Kandidatur daher durch öffentliches Mobbing aus.

Keine Frage, die millionenversprechende Quiz-Präsentatorin hätte noch schlechter in den Publikumsrat gepasst als andere Kandidaten. Die Vorkommnisse offenbaren dennoch Problematisches, auch wenn man sie von zwei verschiedenen Seiten betrachtet:

1.) Das Stöcklsche Kandidaturschlamassel ist keinesfalls der Moderatorin anzulasten, sondern dem Gesetzgeber, der das ORF-Gesetz so hurtig über die Bühne brachte, dass eine Konstellation, die der Intention der Gesetzesmacher widersprach, nur so zu verhindern war: Man setzte eine Kandidatin öffentlich unter Druck, sodass sie selbst das Handtuch warf. Ein Indiz mehr für unsere Vermutung: Das ORF-Gesetz ist alles andere als ein legistisches Gesellenstück.

2.) Dass unbedarfte TV-Zuschauer (und offenbar auch einige der ORF-Gesetzesschmiede) meinen, Anchorwoman Stöckl gehöre dem ORF an, in Wirklichkeit ist sie über eine TV-Firma mit der Anstalt vertraglich verbunden, bringt jene Praxis ans Licht, die im Medienbereich gang und gäbe ist: Ein Gutteil der ORF-Journalisten, auch der Stars unter ihnen, werden von der Sendeanstalt über Produktionsfirmen oder als "freie Mitarbeiter" angeheuert, sodass sich der Personalstand des ORF vergleichsweise mickrig ausnimmt. Viele dieser "Freien" - nicht die Stars! - sehen sich arbeitsrechtlichen und oft auch finanziellen Standards gegenüber, die für Angestellte - dank Personalvertretern und Gewerkschaften - schon längst überwunden sind.

Diese Situation ist allerdings kein Spezifikum des ORF, sondern typisch für die Branche: Auch in den Printredaktionen fristen mehr und mehr "Freie" ein - vergleichsweise - kärgliches Dasein. Otto Friedrich

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