Outing mit Folgen

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EIN MANN SIEHT ROSA / Le Placard

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EIN MANN SIEHT ROSA / Le Placard

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Ein Mann gibt sich als Homosexueller aus, um der drohenden Kündigung zu entgehen. Der Plan funktioniert, und seine Umgebung sieht ihn plötzlich mit ganz anderen Augen. Bald machen sich aber auch unangenehme Nebenerscheinungen seines Lügengebäudes bemerkbar. Eine auf einem ernsthaften Hintergrund basierende, vergnügliche Abrechnung mit Vorurteilen, die dabei nichts auslässt und alles auf die Spitze treibt. Ab 14.

François Pignon ist am Ende: Nachdem seine Ehe gescheitert ist und sein Sohn nichts mehr von ihm wissen will, soll er nun auch noch seinen Job als Buchhalter verlieren. Die Kündigung ist noch nicht ausgesprochen, und so entwickelt François' neuer Nachbar einen gewagten Plan: François soll sich als Homosexueller outen und so der Kündigung, die dann nach Diskriminierung aussehen würde, entgehen. Der Plan funktioniert, François behält seinen Job und steigt merklich in der Achtung seiner Kolleginnen, die es ja immer schon gewusst haben, sowie seines Sohnes. Bald nehmen aber auch Entwicklungen ihren Lauf, die so nicht geplant waren und schließlich zum Zusammenbruch seines Lügengebäudes führen: Einer verliebt sich heftig in Pignon, der sich derweil mit seiner misstrauischen Vorgesetzten auseinandersetzen muss und zwischendurch zusammengeschlagen wird.

Kein Vorurteil gegen Homosexuelle wird in diesem Film ausgelassen: Vom rosaroten Kaschmirpullover bis hin zum Joint, der François als vermeintlich Homosexuellem selbstverständlich angeboten wird - alles wird zumindest für einen Gag verwertet. Der Balanceakt an der Grenze zur Geschmacklosigkeit gelingt dabei vor allem deshalb, weil all das dermaßen auf die Spitze getrieben wird, dass der komödiantische Aspekt im Vordergrund bleibt. Dramaturgische Feinheiten bleiben inmitten dieses bunten Feuerwerks an Übertreibungen ein wenig auf der Strecke: Warum beispielsweise François im Laufe der Handlung, die ihm größtenteils zustößt, ein derartiges Selbstvertrauen gewinnt (das man ihm noch dazu ohne zu zögern abnimmt), dass er am Schluss seine Position in der Firma behaupten kann, obwohl er als Lügner entlarvt wird, bleibt weitgehend ein Rätsel, ebenso die Stimmungsschwankungen seiner Kolleginnen.

Für den Konsum dieses Rundumschlags gegen Vorurteile macht das aber keinen nennenswerten Unterschied. Wenn "Ein Mann sieht rosa" bisweilen ein wenig an der Oberfläche zu bleiben scheint, wird im Grunde lediglich das Konzept des Films konsequent verfolgt.

F 2001 - Produktion: Studio Canal / Gaumont / EFVE Films / TF1 Produktion - Produzent: Alain Poiré - Verleih: Constantin - Länge: 84 Min. - Regie: Francis Veber - Buch: Francis Veber - Kamera: Luciano Tovoli - Schnitt: Georges Klotz - Musik: Vladimir Cosma - Darsteller: Daniel Auteuil, Gérard Depardieu, Thierry Lhermitte, Michel Aumont, Michèle Laroque, Jean Rochefort, Alexandra Vandernoot, Stanislas Crevillén - Prädikat: besonders wertvoll

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