Sechs Frauen, die das KZ Ravensbrück überlebten, erzählen in einem Dokumentarfilm "Vom Leben und Überleben".
Ich bin geboren als lediges Kind. Meine Mutter war Magd am Bauernhof, mein Vater wollte mich nicht", sagt die kärntner-slowenische Bäuerin Helene Igerc. Ab 1942 durchstreifen Partisanen die Wälder, sie arbeitet beim Stiefvater auf dem Feld. "Am 18. August ernten wir auf einer steilen Wiese, unten im Tal ist ein Schatten, Gestalten stehen auf, nähern sich". Man unterstellt Kooperation mit Partisanen, sie wird mit ihrer Schwester nach Ravensbrück deportiert.
Igerc ist eine der sechs überlebenden Zeitzeuginnen, die Bernadette Dewald und Gerda Klingenböck im Dokumentarfilm "Vom Leben und Überleben" erzählen lassen. Sozialer Hintergrund und Charakter der Frauen sind sehr verschieden, gemeinsam ist ihnen die Erfahrung grausamster Nazi-Willkür und Folter. Der Film konzentriert sich auf die Gesichter und das Erzählen. Kein Archivmaterial, keine Kommentare, keine Musik, nur persönliches Erinnern von der Kindheit bis in die Gegenwart. So kommt auch zur Sprache, was oft untergeht. Antonia Bruha, Tochter eines Tschechen und einer Deutschen, erzählt, wie ihr Kind auf ihre Rückkehr reagierte: "Meine Mutter ist jung und schön. Diese hässliche Frau ist nicht meine Mutter!"
Jede Frau gehörte zu einer von den Nazis verfolgten Gruppe. Rosa Winter musste ins KZ, weil sie Sinti war. Arbeitertochter Aloisia Hofinger, weil sie einen polnischen Zwangsarbeiter liebte. Regine Chum war ein "Mischling": der Vater Jude, die Mutter zur "Geltungsjüdin" konvertiert. Und Katharina Thaller kam ins KZ, weil sie an den "Jehova-Gott" glaubt.
Dieser Film ist ein erschütterndes Dokument dessen, was Menschen einander antun - und was sie überleben können.
Vom Leben und Überleben
A 2003. Von Bernadette Dewald, Gerda Klingenböck. Mit Antonia Bruha, Regine Chum, Katharina Thaller, Aloisia Hofinger, Helene Igerc, Rosa Winter. Verleih: Sixpack Film. 110 Min.