Der Tiefpunkt der Fußball-WM-Berichterstattung im ORF hat einen Namen: Oliver Polzer. Aus dem Stand hat es der 30-jährige Sportreporter geschafft, selbst seinen Kollegen Hans Huber an Unvermögen zu übertreffen. Haarsträubende Fehler ("Frankreich: mit null Punkten ausgeschieden") sind das Markenzeichen des bemühten, aber wenig mitreißenden Huber. Polzer passieren solche Äußerungen nicht, denn er sagt erst gar nichts.
Ein von Polzer kommentiertes Match, das heißt: lange Phasen des Schweigens. Da wird schon im Strafraum gedribbelt, aber Polzer schweigt beharrlich. Fällt schließlich ein Tor, so kommt ihm ein gelangweiltes oder verärgertes "Tor" über die Lippen. Verärgert deshalb, weil Polzer offensichtlich immer auf der Seite der europäischen Teams steht. Auch Robert Seeger hält offenkundig zu Frankreich und Italien, aber er zelebriert seine Parteilichkeit mit sympathischem Charme. Polzer hingegen reagiert patzig auf Erfolge der "Herren aus Südkorea" oder der "Herren aus Brasilien" und kann - gerechtfertigte wie ungerechtfertigte - Schiedsrichterentscheidungen gegen seine persönlichen Lieblinge nicht verwinden.
Beim Viertelfinalspiel Deutschland gegen USA hielt sich seine Leistung an der Grenze zum Erträglichen, möglicherweise haben Publikumsproteste und seine verheerende Bewertung in diversen Internet-Foren dazu geführt, dass Polzer ein kleines Sportreporter-ABC gefaxt wurde. Seinen unpassenden Tonfall wird Polzer wohl freilich nie loswerden: immer erinnert er klanglich an einen überheblichen Schnösel, der für das Geschehen am grünen Rasen nicht nur keine Begeisterung, sondern bare Verachtung übrig hat.
Leider musste Polzer nicht, wie seine geliebten Italiener, vorzeitig die Heimreise aus Korea antreten. Aber wenigstens wird das WM-Finale am Sonntag vom soliden Robert Seeger kommentiert. Der wahre Star unter den ORF-Reportern hingegen darf nur das Spiel um den dritten Platz am Tag zuvor kommentieren: der temperamentvolle, eloquente, stets ausgezeichnet vorbereitete Thomas König. M. Kraßnitzer
