Werbung
Werbung
Werbung

Was immer im Detail die Gründe für Peter Rabls Rückzug als Herausgeber und Chefredakteur des Kurier sind, der Schritt passt jedenfalls ins Bild einer der kantigsten Gestalten des österreichischen Journalismus: Harmoniesucht und Nachgiebigkeit zählen gewiss nicht zu den hervorstechenden Eigenschaften Rabls.

Die Lage des Kurier ist seit Jahren alles andere als rosig, der von Rabl formulierte Anspruch der "größten Qualitätszeitung" erweist sich in der Praxis als ein Oszillieren zwischen Qualität und Boulevard, mit dem man beständig an Lesern verloren hat. Nun ist der Kurier mit rund 700.000 Lesern nach wie vor die drittgrößte Zeitung des Landes, aber bei den für die wirtschaftliche Gebarung Verantwortlichen wird man schon manchmal nostalgisch an die Zeiten denken, da das von Gerd Leitgeb auf schamlosen Boulevard-Kurs geführte Blatt in lichten Höhen von mehr als einer Million Lesern schwebte...

Wie der Abwärtsentwicklung gegenzusteuern wäre - zumal angesichts des erwarteten Tagblatts aus dem Hause Fellner -, daran dürften sich die Geister Rabls und der Kurier-Eigentümer geschieden haben.

Man wird sehen, ob der im Vergleich zu Rabl gewiss geschmeidigere Christoph Kotanko - als geschäftsführender Chefredakteur zuletzt schon der Blattmacher - seine Zeitung wieder stärker in Richtung Boulevard führt und die "Qualitätsleser" der Presse (und dem Standard) überlässt.

Und es wird darüberhinaus spannend zu beobachten sein, wie sich der Auftritt des Fellner-Produkts am heimischen Tageszeitungsmarkt auswirkt. Wolfgang Fellner selbst hat bis jetzt verlauten lassen, dass er niemandem etwas wegnehmen, vielmehr den "Markt befruchten" werde. Man kennt das ja bereits. Und dass er nicht weniger als die Neuerfindung der Gattung Tageszeitung plant, versteht sich von selbst... RM

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung