Schlechte Zeiten für Inhalte

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Vorletzte Woche beglückte uns das Branchenmagazin Horizont mit den sattsam bekannten Jubelmeldungen aus dem Hause Fellner: Die Leser-Million längst erreicht, die Auflagen-Hunderttausend weit übertroffen etc. jubelte es vom Blatt entgegen. Wir rieben uns die Augen, denn bislang war uns nicht bekannt, dass Horizont zum Fellner-Reich gehört, und die Zahlen, so lachte die Branche längst, waren im Auftrag von Österreich, aber von keiner unabhängigen Instanz kontrolliert worden. Darum wurde den hinausposaunten Reichweiten landauf landab nicht jener Realitätsgrad beigemessen, den Wolfgang Fellner gerne sähe.

Der Jubel von Horizont über die angeblichen Österreich-Erfolge klärte sich bei genauerer Durchsicht: Wolfgang Fellner hatte eine vierseitige Beilage bezahlt, sie täuschend echt nach der Titelseite von Horizont gestaltet und das Branchenmagazin darin einhüllen lassen. Nur bei näherer Betrachtung konnte man dann einen klein gedruckten Hinweis entdecken, dass es sich bei der gefakten Titelseite um eine bezahlte Anzeige handelte.

Man konnte also die Absicht merken - und war verstimmt. Dabei handelt es sich bei Horizont um ein Medium mit beschränkter Reichweite - aber einen Fall von Vortäuschung redaktioneller Inhalte, auch wenn wir nicht unterstellen, hier sei etwas Illegales geschehen.

Medienethisch fragwürdig bleibt es allemal - und nicht auf Kleinpublikationen beschränkt. So lachte uns am Sonntag - nicht zum ersten Mal! - aus den Kronen Zeitungs-Ständern eine dunkle Schönheit entgegen samt den Lettern: "Wie Frauen verführen..." Bei näherer Betrachtung entpuppte sich diese Seite 1 des Massenblattes als Werbesujet eines Kosmetik-Konzerns.

Gute Zeiten für Werber, die nun auch Printmedien von außen ganzseitig in Beschlag nehmen. Schlechte Zeiten für Journalisten, die immer noch glauben, sie seien zur Verbreitung von Inhalten da.

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