Spuk im Herrenhaus

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THE OTHERS / The Others

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THE OTHERS / The Others

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Eine Frau lebt mit ihren beiden Kindern alleine in einem großen Anwesen auf der Insel Jersey, ihr Mann ist noch nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekommen. Als ihre Tochter von Begegnungen mit geisterhaften Wesen erzählt, ist die Haushälterin zunächst die einzige, die der Tochter glaubt. Bald kann aber niemand mehr die seltsamen Vorkommnisse im Haus ignorieren, die langsam bedrohliche Ausmaße annehmen. Vor dem Hintergrund einer für Gruselfilme prototypischen Kulisse hat Alejandro Amenábar eine erfrischende Variation auf ein bekanntes Motiv geschaffen, die in einer entsprechend stimmungsvollen Atmosphäre gekonnt mit erzählerischen Konventionen des Genres spielt. Für Fans des Psychothrillers sehenswert ab 14.

Jersey, 1945: Grace, deren Mann noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, lebt mit ihren beiden Kindern Anne und Nicholas alleine in einem riesengroßen, ständig von Nebel umgebenen Anwesen. Zu der düsteren Stimmung im Haus trägt nicht zuletzt auch die Tatsache bei, dass die schweren Vorhänge wegen der schmerzhaften Lichtallergie der Kinder immer zugezogen sein müssen. Grace stellt drei neue Bedienstete ein, die schon einmal in diesem Haus gearbeitet haben. Als Anne von seltsamen Begegnungen mit Mitgliedern einer Familie, die das Haus ebenfalls für sich beansprucht, erzählt, ist die Haushälterin die einzige, die ihr diese Geistergeschichten glaubt; Grace weist all das energisch als Mumpitz zurück. Bald kann aber nicht einmal mehr sie die seltsamen Vorkommnisse im Haus ignorieren, die langsam bedrohliche Ausmaße annehmen. Verzweifelt versucht sie, ihre Kinder zu beschützen, als sie erkennt, dass die Bediensteten nicht sind, was sie zu sein vorgeben. Das gelingt ihr aber erst, als sie die Wahrheit über "die anderen" in ihrem Haus erkennt und akzeptiert.

Häuser, in denen es spukt, gibt es im Film zuhauf, hier erfährt das altbekannte Motiv allerdings eine erfrischende Neuinterpretation (mit einer unüblichen Wendung zum Schluss, die hier nicht vorweggenommen werden soll). Der Nebel, der das Anwesen umgibt, ist tatsächlich undurchdringlich und verwandelt das Haus auf der Insel selbst in eine Insel: Einmal versucht es Grace, verlässt das Grundstück und geht ein Stück weit die Allee zum Dorf entlang. Der Nebel wird allerdings bald so dicht, dass sie die Orientierung verliert - dafür taucht plötzlich ihr Mann Charles im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nebel auf. Die düstere, herbstliche Stimmung rund um das Haus setzt sich auch im Haus selbst fort. Die Kinder, die sich nie dem Sonnenlicht aussetzen, sind bleich, die Farben sind gedämpft, Lichtquellen sind Kerzen oder kleine Öllampen; wenn einmal doch ein Lichtstrahl von aussen herein dringt, wirkt er grell und störend.

Die Rolle einer schützenden Höhle, die dem Haus von Grace zugewiesen wird, nimmt man ihm allerdings schon zu Beginn nicht so recht ab: Es ist zu groß, zu leer, zu düster und zu einsam gelegen, hat einfach eine gruselige Atmosphäre und bietet daher ein ideales prototypisches Umfeld für den Psychothriller, der sich bald zu entfalten beginnt. Hier schweben selbstverständlich keine plumpen durchsichtigen Geister herum: Zunächst hört man nur Annes Andeutungen, später Geräusche, Klavierspiel, bemerkt offene Vorhänge (die Grace immer wieder resolut schließt - eine schöne Metapher für ihr "Nicht-sehen-Wollen") und Türen, die zuvor nicht offen waren. Das alles sind natürlich sehr konventionelle Spuk-Methoden, die einem hier aber trotzdem nicht langweilig werden: Der Thrill entwickelt sich hauptsächlich über das entsprechende Unwohlsein und später die Angst der präzise gezeichneten Figuren, deren Konfrontation mit "den anderen" erst sehr spät im Film konkret wird, wobei Elemente des Suspense hier gekonnt eingesetzt werden.

Fast schon ein Gesamtkunstwerk hat Alejandro Amenábar hier geschaffen, der neben Buch und Regie auch für die Musik verantwortlich ist. Eine Kamera, die sich gut in das Konzept einfügt, sowie hervorragende schauspielerische Leistungen tragen außerdem zur Qualität des Filmes bei: "The Others" ist ein sehenswerter Psychothriller, der mit erzählerischen Konventionen seines Genres meisterhaft umgeht und noch dazu überraschen kann.

F/E/USA 2001 - Produktion: Canal + / Las Producciones del Escorpión / Sogecine / Miramax / Cruise-Wagner-Productions - Produzent: Fernando Bovaira, Tom Cruise, José Luis Cuerda, Park Sunmin - Verleih: Constantin - Länge: 101 Min. - Regie: Alejandro Amenábar - Buch: Alejandro Amenábar - Kamera: Javier Aguirresarobe - Schnitt: Nacho Ruiz Capillas - Musik: Alejandro Amenábar - Darsteller: Nicole Kidman, Fionnula Flanagan, Alakina Mann, James Bentley, Eric Sykes, Christopher Eccleston

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