Stadlzeit Schunkelzeit

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"Es ist eine Live-Sendung, und es ist erlaubt!" Euphorie und Freudentaumel bei Neo-Stadl-Moderator Andy Borg. Was sich Samstag Abend beim Musikantenstadl in der Grazer Stadthalle abspielte, trieb Karl Moik vermutlich den Neid ins Gesicht. Tosender Applaus, minutenlange Zugaberufe aus dem Publikum und eine hitzige Draufgabe von den Klostertalern - die im Übrigen ihr 30-jähriges Jubiläum feierten - das gab's noch nicht beim Musikantenstadl.

Andy Borg hat mit seiner zweiten Sendung bewiesen, dass die Zeit des Stadls noch lange nicht abgelaufen ist. Leichtfüßig bewegte sich Borg zwischen seinen Rollen als Moderator und Schlagersänger, von Moik'scher Überheblichkeit und Arroganz keine Spur. Musikalisch präsentierte er eine Mischung aus "Blaskapellentschinderassa", Schlagerromantik und nostalgischen Vico-Torriani-Hits - Schunkelstimmung bei den Caprifischern inbegriffen.

Leider verlor die Sendung ein wenig bei den Schmähs. Die waren gänzlich vorhersehbar und grenzten zuweilen ans Peinliche. Dass Borg und Schlagerqueen Monika Martin sich in Herzerl-Umkleidekabinen begeben, dort in Lederhosen und Dirndl schlüpfen und abgedroschene Sexwitzchen wie "Bist du schon drinnen?" schieben, um schließlich mit vertauschten Gewändern und betroppeztem Gesicht aufzutauchen, müsste wirklich nicht sein. Ähnlich die beiden fränkischen Witwen Waltraud und Mariechen alias Martin Rassau und Volker Heißmann, deren seichte Kommentare vielleicht den Humor ihrer Heimat bedienen mögen - im Grazer Stadl wären sie definitiv entbehrlich gewesen. Der Stimmung tat das trotzdem keinen Abbruch. Lagerfeuerromantik, Schunkelmusik und Kunstschneeflocken versetzten das Publikum in winterliche Vorfreude. Andy Borg scheint es geschafft zu haben. Für die, die's mögen, ein gelungener Abend.

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