Zu begabt für eine Familie: "Die Royal Tenenbaums"
Und die Moral von der Geschicht': Fördert eure Kinder nicht. Jedenfalls nicht zu sehr. Royal Tenenbaum hat ein Finanzgenie, eine gefeierte Dichterin und einen Tennisstar gezeugt, und was hat er nun davon?
Ihre mit allen Mitteln zur Blüte gebrachte Begabungen sind schon im zartesten Kindesalter explodiert, worauf die ganze Familie in die Luft flog. Auch ihre Neurosen sind nämlich etwas Besonderes, es sind Neurosen wie Dynamit. Zeitsprung, 20 Jahre nach vor: Nach dem Aufstieg des gewesenen Millionärs Royal Tenenbaum in schwindelnde Höhen als Liftboy stehen wir - noch ein paar Jährchen vorgespult - zuletzt erschüttert an seinem Grab und haben die lustigsten Tragödien, die traurigsten Lachnummern, die am knappsten verfehlten Katastrophen, die spektakulärsten Totalschäden (egal ob Auto oder Ehe), die unnötigsten Feueralarme, die unmöglichsten Ladendiebstähle und die grauenhaftesten Niederlagen des genialsten Familienclans hinter uns. Und Gene Hackman als Royal Tenenbaum in einem Kabinettstück von subtiler Tragikomik. Royal Tenenbaum wurde von seiner Frau schon vor vielen Jahren hinausgeworfen, der Turmfalke kürzlich freigelassen. Beide wollen wieder nach Hause. Die weiße Feder am Schnabel, die sich der Turmfalke bei seinem Abenteuer eingehandelt hat, beweist, wie mühsam die Freiheit sein kann. Thomas Mann hätte mit dieser Handlung die Welt auf 2.000 Buchseiten zum Weinen gebracht. Da sie ihm aber zum Glück nicht eingefallen ist, bringt Regisseur Wes Anderson ("Rushmore") das Publikum nun dazu, 110 Minuten lang zu lachen, zu schmunzeln und das eine oder andere Tränlein zu zerdrücken. Auch dank Anjelica Huston, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller und all die anderen sowie durch seine eindrucksvollen Bilder ist dieser Film ein lange nachwirkender Genuss.
DIE ROYAL TENENBAUMS - The Royal Tenenbaums. USA 2001. Regie: Wes Anderson. Mit Gene Hackman, Anjelica Houston, Gwyneth Paltrow, Danny Glover, Ben Stiller, Bill Murray, Luke Wilson, Owen Wilson. 110 Min.