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Michale Boganims Dokumentation "Odessa ... Odessa!" ist eine filmische Ode an eine sterbende Stadt.

Vor hundert Jahren war Odessa, "die Perle am Schwarzen Meer", ein Zentrum jüdischer Kultur. Durch den Zweiten Weltkrieg verteilte sich die Gemeinde jedoch in der ganzen Welt. Die meisten siedelten sich in den USA und in Israel an.

Vor diesem Hintergrund hat Regisseurin Michale Boganim "Odessa ... Odessa!" als Porträt einer Stadt entworfen, die als Idee und Sehnsucht in den Köpfen ihrer ehemaligen Einwohner weiterlebt. Der Film, der im Rahmen der "docuzone"-Reihe im Wiener Top Kino gezeigt wird, spannt den Bogen vom realen Odessa, das durch wirtschaftliche Depression langsam zu einer toten Stadt verkommt, bis hin zu den Orten, an denen die Menschen fernab ihrer Heimatstadt nach wie vor in nostalgischer Schwärmerei von ihrem geliebten Odessa sprechen. In ruhigen Bildern folgt die bewusst auf historische Faktenwiedergabe verzichtende Dokumentation dem Pfad der Diaspora. Nur noch wenige sind in der Stadt geblieben. Vor allem alte Menschen träumen vom ehemaligen pulsierenden Leben und gleichzeitig vom gelobten Exil, das viele ihrer Bekannten in fremde Länder gehen ließ. Diejenigen, die diese Reise gewagt haben, wurden teilweise enttäuscht. Sei es im New Yorker Stadtteil "Little Odessa" oder in der israelischen Stadt Ashod: Die Menschen fühlen sich noch immer als Fremde. Viele der hohen Erwartungen an das Exil haben sich nicht erfüllt. So meint ein Odessite, der mittlerweile in Israel wohnt, nur lapidar: "In Russland nannten sie uns einfach nur Juden. Hier in Israel sind wir Russen."

Odessa ... Odessa!

Buch u. Regie: Michale Boganim.

Verleih: Moby Dick Films. 96 Min.

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