Werbung
Werbung
Werbung

Vor 30 Jahren wurde der PC erfunden. Xerox, die Firma dieser Erfindung , war aber nicht interessiert. Ein Ausflug in die Frühzeit des Computerzeitalters.

Es war einmal... Die Geschichte, wie das "P" in den Computerbegriff kam, der damit zum PC wurde, klingt ein wenig wie ein Märchen: Es war einmal, vor genau drei Jahrzehnten, im April 1973 ... aber dem war schon einiges vorausgegangen ...

Im kalifornischen Palo Alto gab es 1970 eine Gruppe von Ingenieuren bei der Firma Xerox, die projizierten eine Anzahl von Figuren aus der Zeichentrick-Serie "Sesame Street" auf den Bildschirm eines Computer-Prototyps, der "Alto" genannt wurde. Das geschah im PARC, dem Palo Alto Research Center. Dort wurde im Auftrag von Xerox am "Office of the future" gearbeitet, dem Büro der Zukunft. Und bei diesem Projekt oder Auftrag mit den "Sesame"-Figuren irgendwie zu spielen, war eine Mischung aus Schnapsidee und Zeitvertreib. Die Idee, dass ein Computer einmal "persönlich" genutzt werden könnte, kam niemandem der Beteiligten. Computer waren riesige Maschinen und wurden damals lediglich von Firmen und vom Militär, vielleicht noch von Organisationen und Gruppen benutzt.

Der Technik-Historiker Alex Soojung-Kim Pang blickt zurück: "Das Ding mit der Sesame Street' war der erste Versuch, die Computerwissenschaft zu personifizieren, den Computer persönlich, individuell zu nutzen - die das taten, hatten aber keine Ahnung, was aus ihrem Spieltrieb werden würde".

Wie das "P" in den PC kam

Es sollte weitere drei Jahre dauern - bis April 1973 -, bis das "P" in die Computersprache aufgenommen wurde. Und das ist Steven Jobs, dem Erfinder des "Apple"-Computers zu verdanken sowie einem noch immer unbekannten Ingenieurs der Firma "Microsoft". Die beiden hatten etwa elf Monate zuvor die Xerox-Gruppe in Palo Alto besucht, um Computer-Urgestein "Alto" zu besichtigen. Sowohl Jobs als auch Microsoft überboten sich danach, um Xerox-Techniker abzuwerben - was ihnen natürlich gelang.

Die Idee: Computer für Kids

Der Computer "Alto" war die Idee des jungen Wissenschafters Alan Kay, der an der University of Utah Technologie studiert hatte und danach für kurze Zeit als "Professor der Ingenieurskunst" in Stanford lehrte. Dr. Kay und seine Mitarbeiter erkannten, dass ein Computer mehr als ein wissenschaftliches Gerät, mehr als ein digitaler Rechner werden könnte. Deshalb arbeitete Kay an einem Konzept, wonach ein Computer Bildungs- und Unterrichtselement für Kinder sein könnte. Er sah ein Medium voraus, das Kindern quasi "spielend" das Alphabet beibringen könnte, mit Hilfe von Ton, Video und Information. Entsprechend dieser Vorstellung wollte er eine "kleine", in jedem Falle tragbare "Maschine" bauen, für die er auch schon einen Namen hatte - "Dynabook". - Das wäre der Urgroßvater der Laptops geworden ...

Doch ein Xerox-Manager lehnte ab: Diese Vorstellung sei zu versponnen und habe nichts mit dem Forschungsauftrag für das PARC - Office of the future zu tun.

Doch Kay hatte seine Konzeption schon einigen Kollegen vorgetragen, und als der ablehnende Manager in die Geschäftsführung von Xerox nach New York berufen wurde, gab es in Palo Alto kein Halten mehr: Chuck Thacker, ein Hardware-Designer in Palo Alto, wettete mit einem Kollegen, dass er binnen drei Monaten eine Maschine nach Kays Vorstellungen bauen könne.

Doch dafür war Geld erforderlich. Die beiden Wettfreunde suchten das Büro von Kay auf und fragten: "Alan - hast du in deinem Budget für das Office of the future etwas übrig?" "Weshalb?", fragte Kay. "Wir wollen deine kleine Maschine bauen, die abgelehnt worden ist." Es mag nicht absolut korrekt zugegangen sein, aber es stellte sich heraus, dass aus diesem Budget 230.000 Dollar abgezweigt werden konnten.

Und so entstanden binnen kurzer Zeit zwei "interim Dynabook" genannte Computer, die - damals eine Sensation - nicht größer waren als ein heutiger Mikrowellenofen. Sie konnten auch schon mit einer Maus bedient werden. Eines der Geräte wurde dem Weißen Haus als Geschenk überlassen. Aber wiederum entschloss sich Xerox gegen eine kommerzielle Nutzung.

... und in die dritte Dimension

Die wurde inzwischen von Apple-Gründer Steven Jobs betrieben. Denn der war nach seinem Besuch in Palo Alto zu einem "persönlichen" Computer inspiriert worden. Das Ergebnis war "Lisa", Urahn des heutigen PC.

"Großvater" Alan Kay, arbeitet aber noch immer an Zukunftsprojekten, derzeit bei Hewlett-Packard. Eines dieser Projekte hat den Codenamen "Croquet", und dabei soll es sich um einen PC handeln, der ein dreidimensionales Umfeld hat - was immer das auch heißen und einst sein mag...

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung