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Die "Nomaden der Lüfte" landen in Österreich - mit Bravour.

Der Albatros besitzt auffallend kurze Beine und lange schmale Flügel. An Land wirkt er schwerfällig, plump. Doch verdankt er seinen Namen, "Sturmvogel", nicht zuletzt seinem Lebensraum, der stürmischen See südlich des Äquators. Wenn der Wind sich an Wogen und Wellen bricht, nützt der Albatros die Luftströmungen, um sich scheinbar mühelos zu erheben und, einmal in den Lüften, elegant dahin zu gleiten - rund um die Welt.

Eine Möglichkeit mitzufliegen, wenn auch nur im Film, erhält man dieser Tage im Kino. Dem Lauf der Jahreszeiten folgend, zeigt der Dokumentarfilm "Nomaden der Lüfte" Zugvögel auf ihrer Reise von einem Breitengrad zum nächsten. Zu Frühlingsbeginn in unseren Landen anhebend, verlässt der Film gleichsam mit den gefiederten Wanderern den Boden unter unseren Füßen, um sich zu den riesigen und unberührten Landstrichen des hohen Nordens aufzumachen. Manche der Tiere zieht es wiederum in die Tropen und bis nach Australien, während sich andere ihren Weg über den Äquator hinweg zur Antarktis suchen. Orientiert an Sonne, Sternen und den Magnetfeldern der Erde sammeln sich die Vögel in riesigen Schwärmen, überwinden Kontinent um Kontinent und vollführen so eines der großen Naturschauspiele der Welt.

Drei Jahre lang folgten fünf Kamerateams unter der Ägide von Produzent und Regisseur Jacques Perrin dem Weg der Zugvögel - unter Verwendung innovativer technischer Ausstattung: Modellflugzeuge mit integrierten Kompaktkameras, Drachengleiter, die sich inmitten der Formationen hielten, wie auch ein eigens für "Nomaden der Lüfte" hergestelltes Ultraleichtflugzeug, das dem darin sitzenden Kameramann Perspektiven in einem Winkel von 360 Grad erlaubte. Die Zuseher fliegen förmlich mit den Tieren mit, ob es sich nun um Kraniche, Störche, Albatrosse oder Flamingos handelt. Der stimmige, ruhige, von Bruno Coulais stammende Soundtrack tut ein Übriges dazu, im Zuschauer ein Gefühl der Schwerelosigkeit zu erwecken.

Jacques Perrin schuf hier keinen Dokumentarfilm im klassisch "wissenschaftlichen" Sinn, eher ein filmisches Gedicht, eines, das allerdings bisweilen auch der Faszination seiner eigenen Bilder erliegt. Nahezu atemlos wird eine zum Soundtrack perfekt choreographierte Abfolge an grandiosen, farbenprächtigen Szenerien geliefert - sogar ein durch Öl verschmutztes Hafengelände erscheint seltsam pittoresk.

Dennoch: Dies tut der Kraft des Films keinen Abbruch. Letztendlich feiert er Leben und Schönheit auf einem Planeten, der, nicht nur aus der Vogelperspektive betrachtet, fragil und verletzlich wirkt. Und verlässt man anschließend das Kino, kann man sich des Gefühles nicht erwehren, nach einer wunderbaren Reise eben erst selbst gelandet zu sein.

Siehe auch Seite 24

NOMADEN DER LÜFTE - DAS GEHEIMNIS DER ZUGVÖGEL -Le Peuple Migrateur. F/D/E 2001. Regie: Jacques Perrin, Michel Debats, Jacques Cluzaud. Verleih: Filmladen. 92 Min.

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