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Die muslimische Bürgerrechtsaktivistin Amina Rasul über die "Moro Times", die erste landesweite muslimische Zeitung auf den Philippinen.

Es ist ein globales Phänomen, dass es in Gegenden mit muslimischer Minderheit nur wenig Information über den Islam gibt, dafür aber starke Diskriminierung. Das wurde durch mediale Berichterstattung auch noch gefördert. Nach 9/11 etwa sprachen die Medien immer von Terroristen als, muslimische Terroristen' - und fügten dann das Wort, Dschihad' hinzu."

Amina Rasul Bernardo, die solches im Gespräch mit der Furche äußert, ist in ihrem Heimatland eine prominente Person: Sie hat den "Philippinischen Rat für Islam und Demokratie" gegründet, um den Muslimen, die im Süden der Philippinen leben und im Land kaum gehört werden, eine Stimme zu verleihen. "Wenn Sie heute also über den Dschihad sprechen", so Rasul weiter, "denken die Menschen sofort, es hat etwas mit Terrorismus zu tun." Es sei daher wichtig, das Denken der Menschen über Muslime zu verändern.

Einseitige Medien

Amina Rasul kann das anhand der Berichterstattung aus dem Süden der Philippinen darlegen: "Jedes Mal, wenn die Medien über den Konflikt im Süden berichten, suchen sie automatisch nach Gewalt in Verbindung mit Terroristen, und dann versuchen sie, alle verschiedenen Gruppen darunter zu subsumieren." Und das sei problematisch, denn zwischen den muslimischen Gruppen, die gegen die Regierung kämpfen, gebe es tatsächlich terroristische Gruppen: "Aber die muslimische Gemeinschaft unterstützt diese nicht."

Rasul ist bemüht, als einen ersten, wichtigen Schritt, die Berichterstattung über die Muslime im Süden der Philippinen zu verbessern. Sie ist dahinter, einen "Friedensjournalismus" durch Ausbildungsangebote zu unterstützen, und sie meint damit, dass dann die Journalisten "sensibler" mit der Realität umgehen.

Ein Problem ist etwa, dass die meisten Berichterstatter ausschließlich die Regierung als Informationsquelle nutzen - und die ist in dem Konflikt natürlich ebenso Partei wie die Befreiungsbewegungen: Die Medien sollten nicht bloß darüber berichten, wie viele Menschen in den Kämpfen getötet wurden, sondern Friedensjournalismus wolle wirklich wissen, was die Ziele der einzelnen Gemeinschaften seien, und die Nuancen des Konflikts besser verstehen.

Konflikte mit den Muslimen

Was ist der Konflikt? Da gibt es eben terroristische Gruppen wie die Abu Sayyaf-Gruppe, die immer wieder durch spektakuläre Entführungen auch von Westeuropäern und US-Amerikanern auf sich aufmerksam gemacht hat.

Und da sind aber auch die Befreiungsbewegungen wie die Moro Islamic Liberation Front MILF, die an einem Friedensprozess mit der philippinischen Zentralregierung teilnimmt.

Als Amina Rasul 2002 den Philippinischen Rat für Islam und Demokratie gegründet hat, waren sie bloß zu sechst, heute gehören dem Rat schon 45 Mitglieder an - Regierungsbeamte, Ulamas - islamische Rechtsgelehrte, Frauenaktivistinnen, Akademiker, aber auch einige Militärs. Unter anderem dient dieser Rat dazu, innerhalb der muslimischen Gemeinschaften für demokratische Willensbildungsprozesse zu werben. Und schon bald hat sich herausgestellt, dass dazu der Zugang zu den Medien sehr wichtig ist. Allerdings hatten Muslime auf landesweiter Ebene noch keine Möglichkeit, ihre Sichtweisen weiter zu verbreiten.

Erste muslimische Zeitung

Amina Rasul: "Eine Möglichkeit dazu sind Zeitungen. Wir sprachen mit der Manila Times, einer der großen nationalen Zeitungen der Philippinen. Deren Verleger waren einverstanden, und so entstand die Moro Times, die einmal im Monat der Manila Times beiliegt." Im Juli feierte die Moro Times den zweiten "Geburtstag". Das Supplement ist das erste landesweite muslimische Printmedium auf den Philippinen.

Für Amina Rasul ist das eine Erfolgsgeschichte: "Wir versuchen so, der Mehrheit das wirkliche Leben der Minderheit zu zeigen." So soll ein nicht unkritisches, aber "ausgewogenes Bild" der muslimischen Minderheit auf den Philippinen entstehen. Rasul: "Wir nutzen die Moro Times als eine Möglichkeit, um zu informieren und der Mehrheit in unserem Land verständlich zu machen, dass wir wie sie Menschen sind mit den gleichen Träumen von Frieden und Glück."

www.manilatimes.net

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