Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Ab kommenden Herbst wird Heide Schmidt, (Ex-)Politikerin, nicht mehr den Headline Talk beim österreichischen Kabelsender ATV moderieren. Begründung von ATV-Informationschef Hans Besenböck: Dies stelle eine "vorsorgliche Entscheidung" dar und sei jedenfalls "kein Urteil über die Qualität von Frau Schmidt". Aber wenn sie im Herbst wieder als Politikerin tätig wäre, stünde ATV "von einem Tag auf den anderen ohne Moderatorin da".
Uns dauern, wie wir freimütig eingestehen, die Besetzungsprobleme von ATV nicht sonderlich. Auch die Sendung Headline Talk liegt uns nicht wahnsinnig am Herzen: Die tägliche Talkrunde, welche - niveaumäßig - nichts Besseres als einen Wirtshaustisch darstellt, an dem unsäglich politisiert wird, bedarf keiner weiteren Erörterung.
Interessanter ist hingegen die Frage, ob es Heide Schmidt tatsächlich in die Politik zurückzieht, und ob ihr da noch eine Therapie fürs schwerkranke Liberale Forum einfällt. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Dass Politik bei dem so abrupten Ende der kurzen Beziehung zwischen Schmidt und ATV eine Rolle spielt, ist ja evident: "Einen ausgewiesenen Politiker können wir nicht als Moderator einer unabhängigen Diskussionssendung beschäftigen", wird ATV-Mann Besenböck zitiert.
Auffällig aber, dass gerade im Herbst auch in Österreich terrestrisches Privatfernsehen ermöglicht werden soll. Zuletzt hat VP-Klubobmann Andreas Khol dies angekündigt.
Wer könnte es ATV verdenken, dabei mitspielen zu wollen und eine möglichst gute Startposition zu suchen? Ob eine Moderatorin namens Heide Schmidt, die fürs blaue Regierungslager nach wie vor ein rotes Tuch darstellt, dabei hilfreich ist?
Wir unterstellen nichts. Dennoch regt die "vorsorgliche Entscheidung" von ATV, Heide Schmidt als Talkmasterin abzusetzen, an, sich mit verschiedenen Definitionen auseinanderszusetzen: Auf österreichisch heißt "vorsorglich" auch (wir sind da bis jetzt noch keines Besseren belehrt worden), sich im Sinne der politischen Farbenlehre vorab abzusichern.
Otto Friedrich
