Zahlende Zuschauer verärgert

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Die Nachmittagsstille wird durch einen gellenden Schuss zerrissen. Der Bräutigam in spe ist tot und es gibt viel zu viele Verdächtige. Waren es die vielleicht gierige Tante Margot oder der verschlossene Vermögensverwalter Gunnar? Oder wäre vielleicht der Butler Fred zu solch einer Tat fähig? Anstatt die Lösung des Kriminalfalles Profis wie Derrick oder Matula zu überlassen, waren bei diesem Mord am Samstagabend die Zuschauer von ORF 2 bzw. ZDF gefragt.

Im interaktiven Krimi Ein mörderisches Spiel konnte man vom Sofa aus per SMS oder Telefon den Mörder ermitteln, eine glückliche Spürnase wurde sogar mit 20.000 Euro belohnt. Eine Abendunterhaltung also, die Quotenhits wie Starmania oder Der große Persönlichkeitstest an Interaktivität und Zeitgeist um nichts nachsteht.

Das Konzept erschien viel versprechend und der Neugier wegen nahm man auch Preise von 50 Cent pro Anruf oder SMS in Kauf. Doch an der Ausführung haperte es: So erstickte die schleppende Moderation von Bodo Hauser und Monica Lierhaus jede aufkommende Spannung im Keim, und technische Probleme verärgerten die (zahlenden) Zuschauer. Auch unpassend: Die geschmacklosen Anspielungen auf den realen Mordfall Anna Lindh von Promi-Spürnase Sky Dumont.

Übrigens ist auch das Format nicht so eine sensationelle Neuheit, wie es angepriesen wird: Kinder können bei Thomas Brezinas Krimishow Tom Turbo schon seit zehn Jahren per Telefon mitraten, wer der Verbrecher ist. Natürlich unterscheiden sich die Fälle, die das Detektivfahrrad lösen muss, vom Rosamunde-Pilcher Stil des Krimis für Erwachsene. Unterhaltsamer ist der bunte Drahtesel aber allemal. Wer an einem Samstagabend Spannung will, dem sei es ans Herz gelegt, statt den Fernseher aufzudrehen, Henning Mankell zu lesen.

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