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Bregenzer Wechselbäder

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Selten einmal klafften Haus- und Seeproduktion der Bregenzer Festspiele von ihrer Akzeptanz und künstlerischen Reichweite her so auseinander wie heuer Harry Kupfers sensibel umgesetzte Opernrarität „Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch” von Rimsky-Korsakow und David Pountneys aufgemascherl-ter „Fidelio”.

Innen Begeisterung, außen Buhrufe, spärlicher Applaus und vernichtende Kritiken für die Begiearbeit Pountneys. Weil sie den Bogen des modernen Regietheaters mit aufgesetzten Einfällen und einer nur schwer nachvollziehbaren Symbolik überspannt, um so ein intimes Werk für das Publikum am See attraktiver zu machen. Ein falscher Ansatz, der mit dem in Bregenz schon überstrapazierten High-Tech-Spektakel im Bühnenbild von Stefanos Lazaridis nur ein paar schöne Bilder, aber auch viel Unlogik bringt. Pountneys Ideenreichtum findet keine Entsprechung im Orchestergraben: Ulf Schirmers Beethoven am Pult der Wiener Symphoniker bleibt kreuzbrav und stockkonservativ.

Während also am See die vielgepriesene „Bregenzer Dramaturgie” zu Gigantomanie ohne Tiefgang verkommt, gibt es im Haus russisches Musiktheater. Die vom vierstündigen Original auf handlichen West-Gebrauch gekürzte vorletzte Oper Bim-sky-Korsakows erfährt im Konzept Kupfers eine behutsame Deutung, die die Beligiosität der russischen Volksseele unterstreicht. Hans Schaver-noch hat Bilder von enormer Eindringlichkeit geschaffen, Wladimir Fedosejew erweckt mit den Wiener Symphonikern und einem exzellenten russischen Ensemble von Solisten und Chorsängern den ganzen Zauber dieses „russischen Parsifal”.

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