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Drei-Minuten-Rußland

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Zur hundertsten Wiederkehr des Geburtsjahres Anton Tschechows bringt die Josef städter Dependance im Konzerthaus vier Einakter, vier dramatische Novellen dieses großen russischen Theaterdichters. Mit den beiden heiteren Stücken, mit dem vielgespielten, grotesk-ironischen „Heiratsantrag“ und mit • dem burlesken „B ä r“ hat Wien Tschechow vor annähernd sechzig Jahren entdeckt; die zwei anderen, so gut wie unbekannt und voll melancholischer Hoffnungslosigkeit, wurden zum erstenmal in Österreich gezeigt; das „S c h w a n e n l i c d“ und „Der Schaden des Tabaks“. Hermann Kutscher inszenierte diesen Abend der Parodien und Elegien und Possen in Gestalt von volkstümlichen Zwei- und Dreiper9onen-schwänken und bitteren Einmannepisoden aus der zaristisch-russischen Provinz überaus bunt, grotesk und komödiantisch, und fand in Ernst Waldbrunn, Ursula Schult und Otto Schenk prachtvolle Interpreten.

Waldbrunns so sehr persönlicher Darstellungsstil der von Menschlichkeit durchtränkten Tragikomik bewährt sich (im „Schaden das Tabaks“) in der Figur eines erniedrigten, schüchternen, im ehelichen Elend verstrickten Kleinbürgers, der einen Vortrag halten sollte, aus dem aber unvermittelt die Kreatur des Getretenen hervorbricht, sich zu einem Stammeln der Hoffnungslosigkeit entlädt; Frau Schult verkörpert (im „Bär“) den zartgliedrigen Humor und die kapriziöse Poesie einer Art „Schule der Witwen“; Otto Schenk (im „Bär“ und im „Heiratsantrag“) besticht mit seiner urkomödiantischen Groteskkomik.

Im „Schwanenlied“ berührt Georg B u c h e r s tragisches Antlitz und assistiert nicht minder rührend Walter Varndal, in kleineren Rollen tragen Wolfgang Hebenstreith, Maria Emo und Martin Costa bei. Claus Pack sorgte für amüsante Dekorationen.

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