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Eine Lanze fiir Busoni

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Sich im Zuge einer Saisoneröffnung eines der umstrittensten Werke des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts, des „Doktor Faustus” (1925) von Feruccio Busoni, anzunehmen - für diesen Mut ist der Grazer Oper hohe Anerkennung zu zollen. Begisseur Gerald- Thomas, der auch für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich zeichnet, führt Faust als Maler vor, darin Theodor W. Adornos Prophezeiung von der „Verfran-sung” der Künste folgend, und erreicht vor allem in den Helena-Szenen und im Schlußbild ergreifende Wirkungen zeitgenössischen Musiktheaters, wenngleich die ständigen Nebelschwaden auf der sich beinah unausgesetzt drehenden Bühne in ihrer Funktion unverständlich blieben.

Mit subtiler Werkkenntnis und „romanischer” Präsenz kämpfte der spanische Dirigent Arturo Tamayo gegen die Grobheiten des Grazer Philharmonischen Orchesters an, und sieht man von einigen un-erhörten Ausrutschern vor allem der Streichergruppe im „Parma-Bild” ab, über manche Strecken sogar mit Erfolg.

Die überzeugendste sängerische und darstellerische Leistung bot Georg Graf als überlegt differenzierter Mephisto, auch Jacek Strauch als seinem „ewigen Willen” zum Opfer fallender Faust sowie Martina Serafin als ideale Besetzung für die Herzogin von Parma bescherten dem Publikum Momente tief berührender Intensität. Im Ganzen also eine Lanze für Busoni - bereits jetzt scharf genug für den Kampf gegen stumpfsinnigen Repertoirebetrieb im Opernalltag.

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