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„Frau Luna' im Raimundtheater

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Zunächst ist man verwundert, an der Spitze der Jubiläumsspielzeit „75 Jahre Raimundtheater“ eine Berliner Operette zu finden: „Frau Luna" von Paul Lincke. Später legt sich die Verwunderung einigermaßen; weniger weil eine Reise zum Mond ein gegenwärtig sehr aktuelles Thema ist, als eines anderen Vorzugs wegen: „Frau Luna“ hat das zuwenig, was viele Wiener Operetten zuviel haben — Sentimentalität und Walzerseiligkeit. Bei Lincke dominiert der Marsch und das militärischforsche Instrumentar. Gespielt wird im,allgemeinen gut, obwohl das ver- wienerte Preußisch weder Fisch noch Fleisch ist und die Darsteller dadurch ihren Humor nicht in voller Breite entfalten können, so sehr sie darum bemüht sind. Am besten gelingt es noch Else Rambausek, die manchen Leerlauf mit echten komischen Schlußpointen aufzuputzen vermag. Hannelore Auer und Nera Nicol sind in Stimme und Erscheinung Höhepunkte, während Virginia Towne für die Titelrolle zu wenig Ausstrahlung (sprich: Temperament) aufbringt. Von den Herren sind die Mondbewohner den Erdenbürgern zweifellos überlegen: Trude Köhler als Computer, Franz Mulec als Mondgeneral, Kurt Liederer — Minister, Adolf Böhmer, Henryk Schubert, Rolf Hobinger, Carl Günther, Franz Roschek (Mars, Saturn Uranus, Merkur, Saturn, Böhmer als Jupiter XXIII.), Tonio Bergmeister di Monte als Pluto wirkt durch seinen opernhaften Gesang in der Operette als Fremdkörper. Die Wiener Fassung und Inszenierung von Hans Fretzer ist

auflockernd, aber auch etwas auflösend; eine Verdichtung der Handlung hätte angesichts des Sujets spannender gewirkt. Bühnenbilder (Windberger) und Kostüme (Gerdago) waren vielfältig und reizvoll, das vielbeschäftigte Ballett eine Augenweide (Choreographie Rein Este). Das Orchester unter Kurt Klippstätter spielte „fesch“, ohne allzufeine Pointierung. Das Publikum amüsierte sich, was bei einer Operette ja die Hauptsache ist, und spendete den Darstellern reichen Beifall. Der Erfolg blieb dem 1899 in Berlin uraufgeführten Werk (allerdings in immer neuen Fassungen) bis heute treu. Und das spricht wohl am stärksten pro!

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